Ich habe viel Verständnis für die EU. Ich habe viel Verständnis für die Belange der Wirtschaft und der Landwirtschaft. Ich habe viel Verständnis für Anliegen von Unternehmen.
Ich habe Null Verständnis für die nunmehrige Entscheidung der EU, das umstrittene Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat für weitere 5 Jahre zuzulassen. Ich bin stolz darauf, dass Österreich unter den 9 Ländern ist, die gegen eine Verlängerung gestimmt haben. Ich bin sauer gerade auf Deutschland, das seine Meinung in letzter Minute geändert hat. Wenn es tatsächlich stimmt, dass der deutsche Chemiekonzert Bayer den Glyphosat-Erfinder Monsanto um (sage und schreibe) 60 Milliarden Dollar übernehmen will, dann hat der deutsche (und letztlich entscheidende) Schwenk einen sehr unangenehmen Geruch. Denn dann würden deutsche Interessen und rein unternehmerische Interessen vor die zu schützende Gesundheit von Menschen gestellt.
Bei allem Verständnis für Wirtschafts- und Unternehmenspolitik: Bei allem, was Politiker verantworten, muss die Gesundheitspolitik im Vordergrund stehen. Und wenn es ein Mittel, wie Glyphosat gibt, das im Verdacht steht, krebserregend zu sein, dann gibt es für mich nur eine Strategie. Und die kann nur lauten: Das Mittel muss solange verboten sein, bis nachgewiesen ist, dass es nicht gesundheitsgefährdend ist. Es kann nicht umgekehrt der Fall sein, dass das Mittel solange erlaubt ist, bis irgendwann – von allen akzeptiert – nachgewiesen ist, dass es doch gesundheitsgefährdend ist.
Aus meiner Sicht ist die Entscheidung der Mehrheit der EU eine deutliche Ignoranz gegenüber der Gesundheit von Mensch und Tier. Eine derartige Politik ist nicht nur abzulehnen, sie ist aus meiner Sicht lautstark zu verurteilen.
Wir in Wiener Neudorf haben – als eine von immerhin über 500 österreichischen Gemeinden – bereits beschlossen, auf öffentlichen Flächen kein Glyphosat zu verwenden. Die Entscheidung der EU wird garantiert an unserer Einstellung nichts ändern. Wir bleiben bei unserem selbst auferlegten Verbot, solange bis mit 100 %iger Sicherheit nachgewiesen ist, dass das Mittel nicht gesundheitsschädlich ist.