Noch wissen wir nicht genau, was die Bundesregierung morgen verkünden wird, aber es werden nicht viele Überraschungen dabei sein. Zu viel ist in den letzten Tagen bereits durchgesickert und auch durch die Medien veröffentlicht worden. Rund um Österreich sind bereits lockdown-ähnliche Maßnahmen umgesetzt oder in Planung, also werden wir nicht „Insel-der-Seligen“ spielen können.
Zumindest für den November wird es spürbare Verschärfungen geben (müssen). Die Fallzahlen explodieren im ganzen Bundesgebiet. Und Covid-19 ist nicht, wie manche noch immer glauben, einer Grippe ähnlich. Für die meisten: ja, aber für sehr viele: nein. Braucht man für eine Corona-Erkrankung ein Intensivbett, dann wissen wir jetzt, dass die Verweildauer in einer Intensivstation durchschnittlich mehr als einen Monat dauert, bei anderen Intensivbehandlungen 3 bis 5 Tage. Und wenn in einem Intensivbett normalerweise zwischen 6 und 10 Patienten in einem Monat gepflegt werden können und bei Covid-19 durchschnittlich 1 bis 2, dann müssen bei den derzeitige ansteigenden Fallzahlen alle Alarmglocken läuten. Und dann ist es logisch, dass die Kapazitäten bald an ein Ende gelangen.
Das Virus ist in den letzten Monaten nicht aggressiver geworden, aber wir in unserer Gesamtheit über die Sommermonate zu nachlässig und zu unvorsichtig. Viele waren weiterhin rücksichtsvoll und besonnen, aber doch etliche in ihrem Verhalten zu sorglos. Und das rächt sich jetzt. Natürlich ist es ärgerlich, wenn durch das Verhalten einiger oder weniger Personen als Konsequenz alle durch verschärfte Maßnahmen leiden müssen – gesundheitlich, wirtschaftlich, gesellschaftlich.
Vielleicht lernen wir aber durch dieses Virus, dass unser persönliches Verhalten Auswirkungen auf die Allgemeinheit hat. Vielleicht lernen alle von uns, dass Egoismus nicht nur uns persönlich, sondern allen schaden kann. Vielleicht lernen alle von uns endlich mehr Rücksicht aufeinander zu nehmen und damit unser aller Leben nicht schwerer, sondern leichter zu machen.
Machen wir uns nichts vor! Bis ein wirksames Medikament gefunden, ausreichend geprüft, freigegeben und ein Großteil damit versorgt sein wird, wird es wohl Herbst 2021 sein. Bis dahin werden wir durchhalten müssen. Bis dahin sollten wir bestmöglich für uns selbst, für unsere Familien, für unsere Nachbarn, für unsere Freunde, für unsere Mitbewohner – einfach für alle – Rücksicht und Vorsicht leben. Dass das keine leichte Übung ist, ist klar.
Je mehr von uns aber das tun, umso besser und schneller kommen wir durch diese Krise. In diesem Sinne bitte ich Sie die Maßnahmen der Bundesregierung, die wir in ihrer Gesamtheit zur Stunde noch nicht kennen, die aber morgen verkündet werden, mitzutragen.
Wenn wir das nicht tun, dann hilft das nur einem: Dem Virus.