Verdammt noch mal, redet endlich miteinander!

Foto der Feuerwehr Wiener Neudorf: Eine einbetonierte Hand musste aus der Fahrbahn (A2 – Höhe Wiener Neudorf) geschnitten werden.

Dass Gewalt eine Gegengewalt auslöst, ist ein altbekanntes Sprichwort. Es ist auch irgendwie logisch, denn ohne Gegengewalt würde einem Gewaltanwender (Aggressor) in seinen Handlungen recht gegeben werden. Aber wenn Gewalt und Gegengewalt eskalieren, dann sollte man zumindest versuchen, eine andere Problemlösung in Erwägung zu ziehen. Und dazu hat sich der Mensch eine besondere Spezialität erschaffen: Das Gespräch. Kein anderes Lebewesen hat die Sprache zu einer derartigen universellen Fertigkeit gebracht. Aber anstatt sie erfolgreich einzusetzen, lassen wir die Sprache lieber verkommen.

Anstatt miteinander zu reden, neigen manche diktatorisch geprägte Staatenführer zu sprachloser Gewalt, sprich: Krieg. Anstatt sich zusammenzusetzen und miteinander die Probleme anzusprechen, fallen Völker übereinander her, schicken zig-Tausende in einen sinnlosen und bedeutungslosen Tod, massakrieren sich verfeindete Gruppierungen gegenseitig und versuchen Existenzen großflächig zu vernichten. Seit Jahrtausenden versucht der Mensch vergeblich, endlich einen Krieg zu führen, der in etwas Positiven endet, ohne irgendwann zu der Erkenntnis zu kommen, dass das nicht funktioniert. Das wird auch weder in der Ukraine noch in Gaza funktionieren. Das einzige, das funktioniert, ist das verheerende Elend, in das Hunderttausende gestoßen werden.

Aber auch abseits der großen gewalttägigen Auseinandersetzungen herrscht Sprachlosigkeit. Damit komme ich in die Gegend von Wiener Neudorf. Selbstverständlich habe ich Verständnis für die Anliegen der „Klimakleber“, wenn auch nur eingeschränkt für ihre Methoden. Natürlich sind die menschengemachten Auswirkungen der Klimaveränderung die größte Bedrohung für Mensch, Tier und Umwelt. Leider haben das noch viel zu viele nicht begriffen, weil das ungemütlich ist, weil das zu persönlichen Veränderungen und Einschränkungen führt, weil das zu Verhaltenswechseln führt, die man nicht will. Menschen wählen auch weltweit lieber Politiker, die die Klimakrise entweder leugnen oder zumindest verharmlosen. Darauf aufmerksam zu machen, ist wichtig und notwendig. Es wie gestern zu machen, sich auf Autobahnen einzubetonieren, Tausende daran zu hindern, zur Arbeit, zum Arzt, zu einem wichtigen Termin zu kommen, ist zumindest fragwürdig. Viele Kollegen des Wirtschaftshofes sind gleichzeitig bei der Freiwilligen Feuerwehr und haben viele Stunden zugebracht, die Aktivisten aus der Fahrbahn zu stemmen und gemeinsam mit der Polizei die Situation wieder zu normalisieren. Dass das unter dem Strich die Gemeinde einiges an Zeit und Geld gekostet hat, werden wir schon verkraften.

Ich verstehe die Anliegen der Demonstranten. Aber ich verstehe auch die Wut, die damit erzeugt wird. Gewalt – Gegengewalt. Was macht die „große Politik“: Sie schreit – anstatt zu deeskalieren – populistisch nach höheren Strafen. Wie wenn das irgendetwas bewirken oder das Klima – im wahrsten Sinne des Wortes – verbessern würde.

Verdammt noch einmal: Redet miteinander anstatt gegenseitig zu betonieren – und eure Standpunkte einzubetonieren. Der großmächtig medial inszenierte Klimarat von engagierten Bürger/-innen hat 93 Punkte erarbeitet. Davon wird die Hälfte schwer machbar sein, weil die Punkte nur langfristig oder weltweit verwirklichbar sind. Dann beschäftigt euch halt einstweilen mit der anderen Hälfte.

Vielleicht schreibe ich mich leicht. Ich bin weder Bundeskanzler noch Umweltminister. Aber wäre ich einer von beiden, dann würde ich im Sinne der Allgemeinheit und im Sinne der gedeihlichen Zusammenarbeit und der Zukunft unseres Landes zu einem Gespräch laden – und ein gemeinsames Szenario zumindest versuchen zu erarbeiten. Ich bin auch kein Klimakleber, aber wäre ich einer, würde ich das Gesprächsangebot annehmen.

Wem hilft es, wenn die Fronten noch weiter verhärten? Wenn sich Wut und Gegenwut, Frust und Gegenfrust gegenseitig aufschaukeln. Den Klimawandel zu leugnen ist falsch. Nichts dagegen zu tun ist es auch. Sich auf Autobahnen einzubetonieren ist genauso falsch. Bilder zu bespritzen ist es übrigens auch.

Das einzige was uns weiterbringt, ist miteinander ein Problem zu erkennen, es zu besprechen und ehrlich und gezielt an Lösungen zu arbeiten. Falls dazu ein neutraler Boden notwendig sein sollte, dann kann das gerne in Wiener Neudorf sein, aber bitte nicht wie gestern auf der Autobahn, sondern im Gemeindeamt. Die Einladung steht!

2 Gedanken zu „Verdammt noch mal, redet endlich miteinander!

  1. Franz Kubicek

    Die Anliegen der Demonstranten sind Okay, aber die Mittel zur Demo sind falsch. Daher: Hohe Geldstrafen für die Betonierer

  2. Hedwg Kohoutek

    Wenn durch so eine Blockade Menschen zu Schaden kommen, dann soll die betreffenden Klimakleber die volle Härte des Gesetzes treffen!

Kommentare sind geschlossen.