Wenn Sie an einer Niederösterreichischen oder Wiener Schule hauptberuflich tätig sind, in einer niederösterreichischen Behörde, Bank oder – so wie ich – Gemeinde, dann haben Sie Glück. Denn dann ist für Sie, genauso wie für mich, der 15. November ein Feiertag.
Wir alle kennen den Hintergrund dieses Feiertages: Durch einen unverhofften und überraschenden heftigen Windstoß an einem völlig windstillen Tag verlor Agnes, die Frau des Babenbergischen Markgrafen Leopold III., ihren Schleier. Dieser flog vom Schloß Kahlenberg hinab Richtung Donau. Jahre später fand Leopold denselben Schleier nahezu unversehrt und neuwertig aufgrund einer Marienerscheinung unter Mithilfe seiner Jagdhunde auf einem Hollerbaum wieder. Genau an dieser Stelle gründete er 1114 ein Kloster im damaligen Neuenburg: Klosterneuburg. In späteren Jahren folgte das Stift in Heiligenkreuz und das Stift Klein-Mariazell in der Gemeinde Altenmarkt.
Bereits im 13. Jahrhundert wurde unter Papst Innozenz VI. ein Heiligsprechungsverfahren eingeleitet, jedoch wieder eingestellt. So dauerte es bis zum 6. Jänner 1485, als Leopold III. von Papst Innozenz VIII., nachdrücklich begleitet von mehr oder wenig sanftem Druck der Habsburger, heiliggesprochen wurde. Als Gedenktag wurde der 15. November, der Sterbetag Leopolds III. im Jahr 1136, festgesetzt. Er avancierte 1663 anstatt des Heiligen Koloman zum Landespatron von Österreich im Allgemeinen sowie von Niederösterreich, Wien (Klemens Maria Hofbauer fungiert hier zusätzlich als Stadtpatron) und Oberösterreich (bis ihn dort der Heiligen Florian 2004 in dieser Funktion abgelöst hat) im Besonderen. In Niederösterreich ist Lepold III. als Landespatron seit also 359 Jahren, also seit 15 Generationen, unumstritten.
Ein wenig umstrittener ist das Landeswappen. Der früheste Beleg unseres heutigen Landeswappens ist auf einem Glasfenster im Kreuzgang von Klosterneuburg sichtbar, das auf die 30er Jahre des 14. Jahrhunderts zurückgeht. Im Laufe der Zeit hat sich dieses Wappen zum heutigen entwickelt: Ein blaues Schild, das eine goldene Mauerkrone (als republikanisches Symbol) mit drei Zinnen trägt. Die 5 Adler symbolisieren die Gesamtheit der damaligen habsburgischen Besitzungen im Ostalpenraum: Die Herzogtümer „ob“ und „unter“ (vulga: nieder) der Enns (also die heutigen Bundesländer Ober- und Niederösterreich (inklusive Wien), die Steiermark, Kärnten, Krain und die Windische Mark. Die letzten beiden Gebiete liegen im heutigen Slowenien.
Das niederösterreichische Wappen versinnbildlicht also mehr eine weit in frühere Jahrhunderte zurückliegende historische Bedeutung, als einen für die heutige Zeit oder die nahe zurückliegende Vergangenheit sinnvollen Gegenwartsbezug. Wenn wir nicht derzeit sowieso so viele Probleme zu bewältigen hätten, wäre ein Nachdenken über ein neues Wappen sicherlich eine Überlegung wert.