
Österreichweit sind knapp über 51 % vollimmunisiert, in Niederösterreich etwas mehr als 62 %, in Wiener Neudorf knapp unter 60 %. Ist das ausreichend? Tendenz: stagnierend. Die Erfahrung zeigt ein klares NEIN.
Wir wissen, dass es – beispielsweise – erst ab 95 % Durchimpfungsrate zu keinen Masern-Ausbrüchen kommt. Die Pocken konnten erst und nur durch eine Impfpflicht (in Österreich bis 1981) in Europa de facto ausgerottet werden.
Nur – und zwar nur – durch eine Impfung kann ich mich selber und meine Umgebung bestmöglich vor dem Corona-Virus (vor allem vor der sehr gefährlichen Delta-Variante) schützen. Das ist mittlerweile nicht nur eine Meinung, sondern ein Nachweis. Ich habe wenig Verständnis für diejenigen, die auf ihre persönliche Freiheit pochen. Was ist mit der Freiheit der anderen?
Es wird Menschen geben, die sich aus gesundheitlichen oder psychischen Gründen nicht impfen lassen können/dürfen und dadurch einer besonderen Gefährdung ausgesetzt sind – außer sie sperren sich zu Hause ein und vermeiden jeden Kontakt. Alleine denjenigen gegenüber sollten wir Solidarität verspüren.
Und was ist mit dem angeblich so hohen Risiko durch die Impfung? Wie bei jeder Tätigkeit (egal ob Autofahren, Baumschneiden, Schwimmengehen, Rauchen oder Impfen) gibt es ein nachgewiesenes Risiko. Pro Million Einwohner versterben je nach Land zwischen 1 und 8 Personen an oder gleich nach der Corona-Impfung – zumeist mit Vorerkrankungen. Im übrigen – sagen mir Ärzte – sind die Impfungen, die wir uns für Auslandsreisen verabreichen lassen, viel gefährlicher. Aber da fragt keiner danach.
Dem gegenüber: Pro Million Einwohner versterben je nach Land zwischen 1.000 und 3.000 (bis über 5.000) Personen an Corona. Man braucht kein „Sehr gut“ in Mathematik zu haben oder gehabt zu haben, dass man sich ausrechnen kann, was um Potenzen gefährlicher ist – das Virus oder die Impfung.
Ich kann ja politisch irgendwie nachvollziehen, dass Parteien wie die FPÖ oder die AFD gegen die Impfung wettern. Dass gerade ein türkischstämmiges Migranten-Ehepaar in Deutschland (in Zusammenarbeit mit einem Österreichischen Immunologen) das Pharmaunternehmen BioNTech gründen und dann auch noch den bislang wirksamen – und noch dazu beliebtesten – COVID-19-Impfstoff entwickeln, passt da überhaupt nicht in das gerne und bislang so erfolgreich konstruierte Ausländerbild.
Aber dass sich so viele Menschen (auch durch bestimmte Medien und selbsternannte Experten) verunsichern lassen, sich selbst und andere sehr bewusst – und fast bin ich geneigt zu sagen: absichtlich – einer Gefahr aussetzen, übersteigt mein Verständnis. Dafür bin ich einfach ein zu großer Egoist, dafür bin ich einfach zu gerne gesund und dafür lebe ich einfach viel zu gerne. Abgesehen davon, dass ich andere Personen ungern gefährde.
Apropos Egoismus: Ich will keine nächste Welle. Ich will mich einfach persönlich und auch beruflich als Bürgermeister nicht noch einmal mit diesem Unfug herumquälen müssen. Ein Großteil von uns offenbar schon. Vielleicht bin zu engstirnig, aber ich verstehe auch diesen Masochismus nicht. Da gibt es einen mittlerweile milliardenfach getesteten und bewährten Impfstoff, der noch dazu gratis ist, der nachweislich Leben und Gesundheit rettet – und einige sagen: Pah, brauch i net. Mi dawischts scho net. Und die anderen: De san ma wurscht!
Wir brauchen eine Impfquote von zumindest 80 %, um dem Virus beizukommen. Bitte helfen wir alle zusammen, überzeugen wir diejenigen, die wir noch überzeugen müssen. Ich weiß schon, wie schwer das sein kann.
Und ja: Im Zweifelsfall bin ich für eine Impfpflicht. Einfach weil ich gerne gesund bin, mich, meine Familie und meine Umgebung in einem sicheren Zustand wissen möchte – und weil man (wie ich nach 6 Lebensjahrzehnten weiß) manche Menschen auch zu ihrem Glück zwingen muss. Und weil ich wirklich bald wieder die Chance auf einen Sommer wie früher haben möchte. Nicht nur einen angekündigten, sondern einen reellen. Und dass manche das offenbar nicht haben wollen, ist mir wiederum wurscht.
Wäre ich Bundeskanzler oder Gesundheitsminister, dann …. Aber egal, das bin ich nicht.







