Tempo 80 muss und wird selbstverständlich halten!

Die Bundes-FPÖ hat in der letzten Woche erfolgreich versucht, wieder in die Medien zu kommen und in einer Aussendung angekündigt, gegen die Tempo 80-Verordnung im Autobahnbereich Wiener Neudorf/Biedermannsdorf anzukämpfen.

Es wird unterstellt, dass das Verkehrsministerium im Dezember 2024 diese Verordnung nur aus rein ideologischen Motiven erlassen hat. Das ist natürlich ein absoluter Unsinn und passt möglicherweise irgendwie zum 1. April. Eine Verordnung basiert immer auf gesetzlichen Vorgaben. Der betreffende Autobahnabschnitt war mit bis zu 200.000 Fahrzeugen der meistbelastete in Österreich bei Tempo 130. Die Lärmsituation war (auch aufgrund der äußerst lauten Betondecke) jahrzehntelang über allen Grenzwerten. Auch sämtliche relevante Schadstoffgrenzwerte waren aufgrund der hohen Geschwindigkeit permanent überschritten. Gerade im Einflussbereich dieses Autobahnabschnittes (und der betrifft auch die Gemeinden Mödling, Maria Enzersdorf, Laxenburg und weitere) waren die gesundheitlichen Auswirkungen – vor allem für Kinder und Ältere – spürbar und haben Ärzte immer wieder darauf hingewiesen.

Um die Grenzwerte einzuhalten war in allen Berechnungen eine Kombination von Lärmschutzwand und Temporeduktion Voraussetzung. Jahrelang zogen sich die Gespräche und Verhandlungen hin und wurden immer wieder neue Unterlagen von der Gemeinde Wiener Neudorf verlangt, die allesamt zum selben Ergebnis führten und letztlich in diese Verordnung mündeten bzw. münden mussten.

Dass jetzt die Bundes-FPÖ gegen die gesundheitlichen Notwendigen einer anrainenden Region polemisiert und ihr ein paar Sekunden Zeitverlust für Autofahrer mehr bedeuten, passt wiederum für mich in die Ideologie dieser Partei.

Natürlich weiß die FPÖ, dass diese Verordnung nicht aufzuheben ist, weil die Temporeduktion die einzige Maßnahme ist, die die Bevölkerung vor den gesundheitlichen Auswirkungen der zuvor jahrzehntelang vorhandenen Überschreitungen der Grenzwerte schützt. Eine Aufhebung hätte eine gleich gute oder bessere Maßnahme zur Folge. Die einzige adäquate Möglichkeit (auch das wurde herausgearbeitet und belegt) wäre dann eine Einhausung. Die würde, zugegeben, die Bevölkerung noch mehr schützen, ist aber aus finanziellen und faktischen Gründen nicht möglich. Noch dazu wäre eine Tunnellösung bei bis zu 200.000 Fahrzeugen auch aus Sicherheitsgründen mit einer Temporeduktion verbunden.

Warum macht das die FPÖ dann, wenn sie sowieso weiß, dass ihr Antrag nicht umsetzbar ist? Sie konnte damit kalkulieren, dass die Medien das Thema aufgreifen und ich denke, dass sie glaubt, damit ihre Klientel zu befriedigen und danach vermelden kann, dass sich wieder einmal alle anderen gegen sie (und gegen die Bevölkerung) verschworen haben. Das (zugegeben erfolgreiche) Muster ist ja immer irgendwie dasselbe.

Und, weil ich das immer wieder höre, NEIN: Die Autobahn war nicht vor der Bevölkerung da. Auch das ist so eine 1.April-Geschichte, die gerne verbreitet wird. Wir verstehen und fühlen uns zwar als junges bzw. junggebliebendes Volk. Aber das Wohngebiet von Wiener Neudorf und Umgebung wurde im Spätmittelalter gegründet, als die Ritter noch wacker zu Pferde ritten und von Autos und Autobahnen noch jahrhundertelang keine Rede war.

7 Gedanken zu „Tempo 80 muss und wird selbstverständlich halten!

  1. Doris

    Die 80 hat für das Altortsgebiet und Wohngebiet Nähe Industriegebiet NICHTS geändert.
    Es ist, seit dem Bau der neuen Mauer in Biedermannsdorf und der Luxusmauer Wiener Neudorf doppelt so laut geworden, egal wie der Wind steht und zu welcher Jahreszeit.
    Danke für nichts.

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    1. Herbert Janschka Artikelautor

      Abgesehen davon, dass ich normalerweise nicht mit Menschen kommuniziere, die sich hinter der Anonymität verstecken, weiß ich nicht genau wo Sie wohnen. Der Auftrag war diejenigen Anrainer, die seit Jahrzehnten über den Grenzwerten – und damit gesundheitsgefährdend – wohnen, zu schützen und die Gebiete unter die Grenzwerte zu bringen. Das ist Gesetzesauftrag. Glücklicherweise für Sie liegt das Altortgebiet nicht in diesem Bereich. Dass die nachträglich errichtete Lärmschutzwand auf der Biedermannsdorfer Seite für unser gesamtes Wohngebiet nicht von Vorteil war, ist evident. Deshalb ja auch die Temporeduktion, die selbstverständlich überwacht gehört. Die Aufstellung von Radaranlagen ist auch Teil der Verordnung. Die Aufstellung ist aber Landessache und liegt da in der Verantwortung des Verkehrs-Landesrates. Aber der dafür zuständige LH-Stv. Landbauer weigert sich derzeit – noch.

      Und nachdem wir die Werte ständig kontrollieren. Es ist nicht lauter worden – und schon gar nicht doppelt so laut. Und selbstverständlich ist die Lärmsituation enorm abhängig von der Windrichtung und den Wetterbedingungen insgesamt.

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      1. Doris

        Ich muss nicht dort wohnen, es reicht wenn meine Familie dort lebt und wir es bei jedem Besuch erleben.
        Und wie egal Anrainerschutz, Grenzwerte oder Lärmüberlastung wo anders im Ort ist, zeigt sich ja schon an der Planung eines Ärztezentrums und großen Kita im Altortskern. Das dann täglich hunderte Autofahrten mehr mitten durch eine verkehrsberuhigte Zone (fährt jetzt schon keiner 20) und den Hauptfahrradweg (Schüler und Kinderstrecke Gymnasium Mödling) anfallen (zusätzlich zu den jetzigen Heurigenbesuchern), is ja bei der Planung wurscht.

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  2. Iris S.

    Ich muss berichtigen, dass, wie behauptet, mit der neuen Lärmschutzwand allen Bürgern der anliegenden Gemeinde gedient ist, bei Weitem nicht zutrifft.
    Vor allem in Mödling klagen die Bewohner, die weiter von der Wand entfernt sind, über vermehrte Lärmbelästigung, da der von der Autobahn verursachte Schall einfach weiter entfernt „herunterkommt“. Wie man weiß, breiten sich die Schallwellen trichterförmig nach oben aus, fallen wieder herunter und erreichen durch die nun höher ausgeführte Schallschutzwand Siedlungsgebiete, die bisher kaum bis gar nicht von dem Verkehrslärm betroffen waren. Offensichtlich ist diese Wand nur ein Segen für die unmittelbar neben der Autobahn Wohnenden, nicht aber für eine Vielzahl von anderen Bürgern. Also bitte nicht so tun, als ob alles super wäre…

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