Österreich-Preis für Wiener Neudorf

Wenn man beim österreichweiten Wettbewerb „Zukunft jetzt gestalten“ gegen 406 weitere Einreichungen gewinnt, dann darf man zu recht stolz darauf sein. Und das bin ich – und ich hoffe, mit mir viele Wiener Neudorfer.

Der VCÖ (Verkehrsclub Österreich) führt alle Jahre gemeinsam mit dem Klimaschutzministerium und der ÖBB Österreichs größten Wettbewerb für nachhaltige Mobilität durch. Noch nie vorher haben so viele Gemeinden und Organisationen (407) dabei mitgemacht. In den Vorjahren konnten wir bereits in der einen oder anderen Kategorie überzeugen, aber noch niemals haben wir den Gesamtsieg davon getragen. Bis auf heuer – mit dem Projekt: Herzfelderhof (Ecke B17/Bahnstraße).

Als ich 2015 wieder das Bürgermeisteramt übernehmen durfte, habe ich einen an sich abgestimmten und vorgenehmigten Plan für das „Alte Versteigerungshaus“ vorgefunden. Gebäudehöhe: Bis zu 32 Meter. Verkehrszuwachs: ca. 950 Kfz pro Tag. Verbauungsdichte: 50 % bis direkt an die B17 und die Bahnstraße. Es war keine leichte Übung, dem damaligen Projektbetreiber, der in den Startlöchern stand, klarzumachen, dass das von meinem Vorgänger befürwortete Projekt (in das auch das Gemeindeamt übersiedeln sollte) so nicht kommen wird. Rechtsanwälte wollten mir klarmachen, dass das rechtlich nicht möglich wäre und ein solcher Schritt die Gemeinde einiges an Entschädigung kosten würde. Wir haben dann über 4 Jahre verhandelt und von Verhandlungstermin zu Verhandlungstermin ist dem Projektbetreiber immer klarer geworden, wo wir als Gemeinde hinwollen und so haben wir uns letztlich angenähert. Gebäudehöhe: 14 Meter. Verkehrszuwachs: Maximal 430 Kfz pro Tag. Verbauungsdichte: 40 % und die kostenlose Abtretung von mehr als 1.000 m2 für öffentliche Geh- bzw. Radwege und eine großzügige Grünfläche.

Erstmals habe ich darüber hinaus im Zuge der Bauverhandlung ein umfassendes Mobilitätskonzept verlangt: Den Mietern der über 100 Wohnungen müssen Jahreskarten für den Öffentlichen Verkehr zur Verfügung gestellt werden, um zumindest das Zweitauto zu vermeiden. Es mussten E-Car-Sharingplätze, Elektro-Fahrräder und eine über weit die Anforderung der Bauordnung hinausgehende Anzahl an Fahrrad-Abstellplätzen sowie eine Fahrrad-Servicestation verwirklicht werden. Mittlerweile verlange ich bei allen großvolumigen Bauprojekten ein derartiges Mobilitätskonzept und etliche Gemeinden haben sich das bei uns angeschaut und trauen sich das in ähnlicher Form zu verhandeln.

Auch wenn der Projektbetreiber des Herzfelderhofes viele Federn lassen und viele zusätzliche Geldmittel in die Hand nehmen musste, denke ich, dass mittlerweile alle von dem Gesamtprojekt überzeugt sind.

Auf eine architektonische Gestaltung eines Gebäudes kann eine Gemeinde jedoch nicht – oder nur bedingt – Einfluss nehmen, außer es handelt sich um einen Ensembleschutz oder eine Schutzzone. Das trifft für die B17 nicht zu. Das ist alleinige Sache des beauftragten Architekten. Ich weiß, dass einigen das Gebäude gefällt, anderen wieder nicht. Das geht vielen Häusern so.

Was uns als Gemeinde offenbar gelungen ist, ist, dass wir mit unserem Mobilitätskonzept absolutes Neuland erfolgreich betreten und damit eine österreichweite Anerkennung und Auszeichnung gefunden haben.

Vielen Dank an dieser Stelle an unseren Vize-Bürgermeister DI Norman Pigisch, das Bauamt der Gemeinde unter der Leitung von Ing. Fritz Hudribusch, unser Raumplanungsbüro DI Friedmann und Aujesky OEG und an unseren Gemeindeanwalt Dr. Michael Schweda, die mich während der Verhandlungsjahre bestmöglich unterstützt und begleitet haben. Aber auch vielen Dank an das Team des Projektbetreibers, das unsere Visionen und unsere Notwendigkeiten letztlich verstanden und umgesetzt haben – und auch den Verhandlungs- und nicht den Rechtsweg gesucht haben.

5 Gedanken zu „Österreich-Preis für Wiener Neudorf

  1. Ing. Franz Kubicek

    Gut gemacht Herr Bürgermeister. Ein 32 Meter hohes Gebäude hätte nicht nach Wiener Neudorf gepasst.

  2. Jörg

    Bei der damaligen Präsentation hieß es, die Jahreskarten gibt es nur für das erste oder die ersten Jahre. Sind sie denn jetzt zeitlich begrenzt oder unbegrenzt? Seitdem das Gebäude bezogen wurde wird alles rundherum zugeparkt und Besucher finden im Gegensatz zu früher nur noch selten in der Nähe eine Parkmöglichkeit. Die damalige Antwort (der Grünen) war erschreckend: wenn Sie mit dem Auto fahren wollen, müssen sie halt weiter weg parken. Die Frage ist also, wem am Ende die wenigen Tiefgaragenplätze am meisten bringen – etwa dem Betreiber der Tiefgarage? Auch wurde versprochen, ein Abkürzen von der B17 Richtung Mödling über die Gartengasse wird unterbunden. Vermutlich liegt der Akt momentan bei der BH?

    1. Herbert Janschka

      Lieber Jörg,
      die Jahreskarten gibt es für die ersten Jahre, weil wir (hoffentlich) annehmen, dass jemand, der durch eine Jahreskarte auf ein Auto verzichten kann, die Annehmlichkeiten auch weiterführt, auch wenn dieses Goody einmal wegfällt.
      Eine Jahreskarte, auch wenn ich sie einmal selber zahlen muss, ist allemal billiger als die Anschaffung eines (Zweit)Autos.

      Wir kontrollieren den neuen Abbieger in die Gartengasse und können derzeit kein wirklich erhöhtes Durchfahren registrieren. Aber wir evaluieren diesbezüglich weiter.

      Hinsichtlich Tiefgarage: Für Wiener Neudorfer (mit Hauptwohnsitz) gibt es vergünstigte Konditionen. Bitte wenden Sie sich an den Betreiber bzw. werden wir im nächsten Mitteilungsblatt darüber berichten.

  3. Wiener Neudorfer

    Lieber Herr Janschka!

    Das passt hier nicht zum Thema, aber wie wäre es einmal mit einer Entschuldigung seitens der Politik für die Schweinereinen man sich im Zusammenhang mit der Corona-Plandemie von eurer Seite erlaubt hat?
    Wo man Menschen in eine Impfung zwingen wollte, die sich heute durchaus „anders“ darstellt?
    Eine hörige Politik, und das ist schon schmeichelhaft gesagt, hat sämtliche Menschenrechte verletzt und die Gesellschaft ins Elend getrieben.
    Und jetzt tut ihr so, als sei nichts gewesen?
    Der „Game-Changer“?
    Milliarden Euro für NICHTS verpulvert?
    Und jetzt so tun, als sei nichts gewesen?
    Und nicht einmal eine Entschuldigung?

    Manche Leute sollten sich in Grund und Boden schämen!

    Aber es wird nicht vergessen sein.

  4. Wilhelm Schmid

    Ich frage mich welcher Geistesblitz die Streucher und Farne am Kreisverkehr Reisenbauerring herausreißen hat lassen und eine Gstettn hinterlassen hat !

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