Sachslehners Rücktritt ist eine Riesen-Chance für die Bundes-ÖVP

Ich möchte nicht unhöflich sein, aber mir werden die Aussagen der ÖVP-Generalsekretärin Laura Sachslehner nicht abgehen.

Natürlich redet man sich von außen leicht – oder leichter. Ich bin ja nicht ÖVP-Mitglied, sondern nur unabhängiger Spitzenkandidat der Liste „Herbert Janschka/ÖVP/Unabhängige“. Aber alleine in dieser Funktion arbeite ich selbstverständlich eng mit der Orts-ÖVP zusammen und natürlich verspüre ich eine gewisse Nähe zur ÖVP, begründet durch meine christlich-soziale Erziehung und meine dadurch geprägte Weltanschauung und durch die Werte, die ich versuche zu leben.

Den türkisen Schwenk, diese sichtbare Umfärbung der ÖVP und die offenbar gewollte Drehung dieser Partei in eine rechtspopulistische Bewegung hat mich doch einigermaßen irritiert. Es war mir aber ein Anliegen, niemand dieser Partie zu irgendeinem Anlass nach Wiener Neudorf einladen zu müssen.

Es gibt viele positive Wähler/-innen in anderen Gruppierungen, die ich gerne für die Ideen meines Teams und für mich gewinnen wollte und noch immer gewinnen möchte. Diesbezüglich versuche ich mich auch ordentlich ins Zeug zu legen. Aber der Versuch der Bundes-ÖVP, auch für weit rechts stehende und andere eigenwillige Wählerschichten wählbar sein zu wollen, führte für mich dazu, dass diese Partei für mich auf Bundesebene nicht mehr wählbar war. Aus meiner Sicht ist die Bundes-ÖVP, indem sie einer vermeintlichen Sonnenkönigs-Truppe, die zugegeben einige Zeit sehr erfolgreich war, hündisch nachgelaufen ist, vor einigen Jahren falsch abgebogen. Karl Nehammer, den ich persönlich kenne und schätze, hat da mit einer notwendigen Kurskorrektur eine Mammutaufgabe übernommen, um die ich ihn alles andere als beneide.

Generalsekretäre müssen sehr pointiert auftreten. Das gehört zu Ihrer Arbeitsplatzbeschreibung. Aber die Aussagen der Frau Sachslehner waren für mich stets ein wenig eigenartig und oft habe ich mir gedacht, warum sie nicht gleich eine Stellenbewerbung bei der FPÖ abgibt. Ihren wahrscheinlich nicht ganz freiwilligen Rücktritt (sonst hätte sie eine andere Abschiedsrede gehalten) sehe ich als große Chance für die Bundes-ÖVP in die Spur zurückzufinden. Ich halte es für nachhaltig besser, auf den einen oder anderen momentanen zusätzlichen Wählerprozentpunkt zu verzichten und seiner Linie, seinem Weg und seinen Werten treu zu bleiben. Bei aller Notwendigkeit für Evaluierungen und Flexibilität. Und so eine verkehrte Linie, so einen falschen Weg und so grundfalsche Werte hatte die ÖVP nicht.

Es kommt ja nicht ursächlich auf die Besetzung des Generalsekretariates an. Aber es ist schon ein gewisses Zeichen, wohin sich eine Partei, eine Bewegung, eine Fraktion hinbewegen möchte. Ich würde mich freuen, wenn sich die Bundes-ÖVP endlich mehr um die Wähler/-innen, wie mich, bemühen würde, die eher leicht zurückzugewinnen wären, wenn an einigen Schrauben gedreht wird. Man kann ja auch Schrauben lockern, man muss ja nicht ständig versuchen sie weiter zuzudrehen oder zu überdrehen. In diesem Sinne hoffe ich, dass dem Karl Nehammer jemand anderer als der Herr Hanger für die freie Position im Generalsekretariat einfällt.

2 Gedanken zu „Sachslehners Rücktritt ist eine Riesen-Chance für die Bundes-ÖVP

  1. Mustermann

    Die Bundes-ÖVP hat ihr Ende besiegelt, als sie für kurzfristige populistische Stimmengewinne von FPÖ-Wählern ihre christlichen und demokratischen Werte verleugnet hat. Dass manche Landesorganisationen (z.B. Tirol) immer noch glauben, dass eine Partei der „Mitte“ mit offen ausländerfeindlicher Politik Wahlen gewinnen kann, macht die Situation nicht besser. Dass die ÖVP in ihrem „Überlebenskampf“ vorsätzlich noch wesentliche Säulen der Demokratie (Justiz) beschädigt, wird sehr langfristige Folgen für Österreich und die ÖVP (bzw. was noch davon übrig ist) haben…

  2. Stefan Kohoutek

    Der Ruf der ÖVP hat durch die Skandale der vergangenen Jahre („Umfrage-Affäre“ rund ums Team Kurz, Vergabe hoher Ämter oder Vorstandsjobs an persönliche Freunde) arg gelitten. Die Leute haben derzeit den Glauben an die Integrität der ÖVP-Leute verloren und wenden sich von der Österreichischen Volkspartei ab. Da wird viel Wasser über die Donau rinnen, bis die Stimmung wieder besser werden wird. In Bund und Land wird es in der nächsten Zeit für die ÖVP bei Wahlen deftige Abfuhren geben. Die Umfragewerte (ÖVP verlöre arg: in Tirol von 40% auf 26%, in NÖ von 50% auf 32%, in OÖ von 37% auf 28%) verheißen Böses. Auf kommunaler Ebene, wo die Leute ein genaueres Bild ihres Bürgermeisters oder ihrer Bürgermeisterin haben, werden allerdings wirklich gute Ortschefs auch gegen allgemeine Trends wiedergewählt werden.

    Was die ÖVP-Leute in der Bundesregierung und in den Ländern unbedingt besser machen müssen: sie müssen lernen, dass sie ihre Entscheidungen und Vorhaben erklären! Die Menschen wollen wissen, WARUM bestimmte Dinge so entschieden wurden und nicht anders. Wenn sich Politiker diese Mühe machen, wird auch die Akzeptanz ihres Berufes in der Allgemeinheit wieder steigen.

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