Machen wir von unserem Wahlrecht Gebrauch

Am Sonntag wählen wir einen neuen Nationalrat. Glaubt man den Umfragewerten, dann werden etwa 70 % der Wahlberechtigten ihre Stimme abgeben. Knapp 30 % wollen bzw. werden der Wahl fernbleiben, weil sie Politik nicht interessiert, weil sie nie wählen gehen, weil es eh nix bringt, weil sie am Sonntag was Besseres zu tun haben, weil sie keine Zeit haben oder aus anderen Gründen.

Wenn ich mir Berichte aus vielen anderen Ländern, in denen es nicht wie bei uns faire, korrekte und friedliche Wahlen gibt, anschaue, dann wundert mich das schon ein wenig. Dort riskieren sie ihre Freiheit und sogar ihr Leben für den Kampf um faire und korrekte Wahlen und bei Demonstrationen gegen offensichtlich gefälschte Wahlergebnisse.

Auch wenn in unserem Land mit Sicherheit einiges verbesserungswürdig ist und die bei vielen vorhandene Unzufriedenheit nachvollziehbar ist, dürfen wir in einem Land leben, in dem grundsätzlich sehr sehr vieles klappt. Sehr viele andere Länder fallen mir nicht ein, in denen ich lieber leben würde – eigentlich sind es nur ganz wenige, wenn überhaupt.

Und es ist bei uns im Gegensatz zu vielen anderen Ländern selbstverständlich, dass wir gefahrlos unsere Stimmen abgeben können, dass wir gefahrlos wählen dürfen, wen wir wollen und dass wir die Sicherheit haben, dass jede Stimme zählt und gewertet wird und dass Wahlfälschungen absolut undenkbar sind.

Auch die Auswahl an antretenden Parteien ist so groß wie nie. Von rechts außen bis links außen, von traditionellen bis zu neuen Gruppierungen gibt es eine große Auswahl. Nach 90 Jahren möchte wieder ein Österreicher Volkskanzler, dieses Mal allerdings in einer Festung, werden. Ein anderer möchte den Verbrennungsmotor retten. Ein wieder anderer mit drastischen Arbeitszeitverkürzungen die Wirtschaft wieder in Schwung bringen. Es gibt andere, die vorgeben billigeres Wohnen ermöglichen zu können. Andere setzen im Gegensatz zu anderen auf europäisch verordnete Renaturierung. Andere sehen uns als Teil der USEU, der Vereinigten Staaten von Europa. Wieder andere bieten passionierten Biertrinkern eine Plattform. Man hat dieses Mal sogar die Möglichkeit eine Partei zu wählen, wenn man mit keiner der anderen Parteien zufrieden ist, ohne zu sagen, warum sie nicht zu denen gehören würde.

Es gibt also eine breite Palette zur Auswahl. Viele werden sich schon entschieden haben. Ich schwanke noch zwischen zwei Möglichkeiten. Ich weiß nur wen ich mit Sicherheit nicht wählen werde und wen ich mit Sicherheit nicht in einer Regierung haben möchte. Also kommen nur Möglichkeiten in Frage, die eine Koalition mit dieser Partei eher nicht anstreben.

Wir haben in Wiener Neudorf über 7.000 Wahlberechtigte. Mehr als 15 % haben eine Briefwahlkarte beantragt und großteils bereits gewählt. Alle anderen haben die Möglichkeit in einem der 6 Wahlsprengel ihre Stimme am Sonntag persönlich abzugeben.

Ich bedanke mich als Gemeindewahlleiter bei allen, die mitgeholfen haben, diese Wahl gut zu organisieren und die mithelfen, dass diese Wahl am kommenden Sonntag gut ablaufen wird. Gestern Abend wurden diejenigen, die sich bereit erklärt haben, am Sonntag in den einzelnen Wahlbehörden mitzuhelfen, noch einmal für die Abläufe geschult.

Bei einer Nationalratswahl geht es darum, wie in den nächsten 5 Jahren in Österreich regiert werden soll – und wer regieren soll. Das wird Auswirkungen auf jede/n einzelne/n von uns haben. Das sollte uns die paar Minuten, die eine Stimmabgabe an Zeit benötigt, wert sein.

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