Wir bekennen Farben – und zwar die der Ukraine

Natürlich ist das, was wir machen können, nur symbolisch. Aber es ist mir dennoch wichtig auch nach außen zu zeigen, auf welcher Seite die offizielle Gemeinde Wiener Neudorf steht. Ich hoffe natürlich, dass diese Geste auch im Sinne der Mehrheit der Wiener Neudorfer/-innen ist.

Vielleicht verständlich, dass Russland die sowieso nicht zur Debatte stehende Eingliederung der Ukraine in die NATO nicht befürwortet und dass eine Lösung für die umkämpften Gebiete Lugansk und und Donezk längst gefunden hätte werden müssen. Aber niemals darf ein Angriffskrieg auf irgendein Verständnis stoßen. Nie und nimmer darf die Vertreibung Hunderttausender Kinder und Frauen und das sinnlose Morden zig-Tausender Menschen oder die versuchte Unterdrückung eines Volkes zu einem Schweigen unter der Ausrede der Neutralität stehen – nur weil es in der Geschichte immer wieder Männer gibt, die ihre Paranoia, ihre Minderwertigkeitsgefühle oder Sonstwas ausleben müssen. Und meist von Männern dabei unterstützt werden.

Eine Mehrheit des Gemeinderates hat sich meinem Wunsch angeschlossen (vielen Dank dafür): So werden wir die Energiewelle vor dem Gemeindeamt in den Nationalfarben der Ukraine beleuchten und haben den Ankauf einer ukrainischen Fahne in Auftrag gegeben, die wir sofort nach Erhalt vor dem Gemeindeamt hissen werden. Ich habe auch mit der ukrainischen Botschaft Kontakt aufgenommen, um abzuklären, wie unsere Gemeinde helfen kann. Sollte ich dazu Ihre Hilfe brauchen, wenn wende ich mich über meinen Blog bzw. die sozialen Medien der Gemeinde an Sie.

Ich bin sehr froh, dass auch das offizielle Österreich in den Personen unseres Bundespräsidenten, unseres Bundeskanzlers und weiterer Persönlichkeiten richtige und treffende Worte gefunden hat und dass wir auch alle Maßnahmen und Sanktionen vollinhaltlich mittragen. Das mag auch zu Nachteilen für unser Land und für jede/n von uns führen, aber einen Anschlag auf lange mühevoll und mit vielen Opfern unserer Vorgenerationen erreichte demokratische Errungenschaften darf eine Wertegemeinschaft nicht dulden.

Derzeit stehen die freie, demokratische Welt und die unfreie, autoritäre Welt einander feindlich gegenüber – wie es Robert Treichler in seinem heutigen profil-Leitartikel treffend formuliert. (Übrigens ein Artikel, der in sämtlichen Geschichtsunterrichtsstunden zum Thema gemacht werden könnte). Es ist die entscheidende Frage, welche Welt sich durchsetzen wird. Ich persönliche fühle diesbezüglich als Österreicher keine Neutralität, um mich klar für die freie, demokratische Welt zu bekennen.

Meine Gedanken, sind bei unseren europäischen Freunden in der Ukraine, aber mein Respekt gilt auch den Bürger/-innen Russlands, die in ihrem Land gegen diesen Krieg und gegen Herrn Putin Stellung beziehen. Im übrigen wäre auch das eine gute Gelegenheit für einige in unserem Land, den Betriff der Diktatur nachzulernen. Wenn man in einem freien, demokratischen Land wie Österreich für oder gegen etwas auf die Straße geht, dann geht man nachher nach Hause. In einem Land wie Russland geht man nachher ins Gefängnis – wie uns die Bilder beweisen. Das ist einer der Unterschiede. Und das ist einer Gründe, warum ich persönlich gegenüber Russland (oder besser formuliert: gegen die russische Führung) derzeit keine Neutralität verspüre. Ich verspüre etwas ganz anderes.

4 Gedanken zu „Wir bekennen Farben – und zwar die der Ukraine

  1. Gerald Neuwirth

    Eine gute Entscheidung. Es ist unglaublich, dass im 21 Jahrhundert in Europa die Waffen sprechen. Putin hat sich alle Chancen vertan. Leider wird Europa wegen der Energieabhängigkeit nur schwach antworten und so auch China für ähnliche Aktionen ermutigen.

    1. Herbert Janschka Artikelautor

      Ich denke, dass Europa und damit auch Österreich verstanden hat, dass man sich gegenüber Russland unabhängiger machen muss. Das wird schneller gehen müssen, als wir das noch vor wenigen Monaten gedacht haben. Das wird ein großes Umdenken bei allen von uns voraussetzen. Karl Nehammer hat das soeben in der Pressestunde sehr deutlich formuliert.

      Hinsichtlich China bin ich mir nicht sicher, ob die Allianz zu Russland so bedingungslos bleiben wird. China wird sich überlegen, ob es mit einem – zwar politisch ähnlich denkenden aber – doch wirtschaftlich schwer angeschlagenen Land kooperiert, oder sich doch nicht wieder dem potenten Westen ein wenig mehr annähert und ein wenig besonnener reagiert. China war in seinem Denken in der letzten Zeit doch sehr von egoistischen wirtschaftlichen Motiven geleitet. Das ist für mich ein kleiner Hoffnungsschimmer. Aber auch vom russischen Präsidenten haben wir bis vor wenigen Jahren noch gedacht, er wäre letztlich besonnen und berechenbar.

  2. Elisabeth Gruber

    Guten Morgen, es wäre hilfreicher eine Spendenaktion ins Leben zu rufen als eine Fahne aufzuhängen. Leider ist in der Gemeinde derzeit noch nichts bekannt

    1. Herbert Janschka

      Sehr geehrte Frau Gruber. Die Gemeinden wurden gebeten – so groß der Wunsch und Druck danach ist – keine Einzelaktionen zu machen, sondern auf das Ergebnis des Koordinationsteam der NÖ Landesregierung zu warten, deren Tagung für heute angekündigt wurde. Wir sind in Erwartung des Ergebnisprotokolles, werden dieses Mittwoch Vormittag mit meinem diesbezüglichen Krisenstab beraten und uns im Anschluss daran erklären.

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