Archiv für den Monat: August 2021

Eigentlich bin ich Bürger/-innenmeister!

Der August eignet sich perfekt, Themen aufzugreifen, die in anderen Monaten zu kurz kommen. Journalisten nennen dies das Füllen des Sommerlochs. Mein heuriges Thema ist: Das Gendern. Immer wieder ertappe ich mich dabei, im Gemeindeblatt in der traditionellen (sprich: veralteten) Schreibweise zu verharren und beispielsweise von „Radfahrern“ zu schreiben. Viele fühlen sich heutzutage dadurch nicht angesprochen, weil sie Radfahrerinnen und keine Radfahrer sind. Aufmerksame Leser (und Leserinnen) fällt dies auch auf, machen uns darauf aufmerksam, und obwohl es im Gemeindeamt mehr Mitarbeiterinnen als Mitarbeiter gibt, die Korrektur lesen, passieren diese frauenfeindlichen Hoppalas.

In vergangenen Jahren saß ich im Präsidium des Österreichischen Schriftstellerverbandes und gleich nach Erfindung des Genderns (vulgo: Vergeschlechtlichung) haben wir uns Gedanken darüber gemacht, wie wir jetzt unsere Mitglieder ansprechen sollen, nachdem uns die Bezeichnung „Liebe Mitglieder und Mitgliederinnen“ mehrheitlich nicht gefallen hat. Die Anrede: „Liebe Schriftstellerinnen und Schriftsteller“ war uns zu lang und umständlich, was die deutsche Sprache gegenüber anderen Sprachen sowieso generell schon ist. Also begaben wir uns auf die Suche nach einer verschriftlichten Verkürzung, bei der sich unsere weiblichen und männlichen Mitglieder gleichsam angesprochen fühlen. Zur Wahl standen „Liebe Schriftsteller*innen“, „Liebe SchriftstellerInnen“, „Liebe Schriftsteller:innen“, „Liebe Schriftsteller_innen“ und „Liebe Schriftsteller/-innen“. Mir gefiel die letzte Schreibweise am besten. Ich kann mich nur noch daran erinnern, dass es keine einheitliche Meinung gab und wir dieses Problem nicht zu einer gemeinsamen Lösung fertigdiskutiert haben.

Politisch korrekt handelnde Politiker müssen gendern, um für alle wählbar zu sein und keinem Shitstorm auf Facebook oder anderen Medien ausgesetzt zu werden. Aber auch dieser Satz ist missverständlich, denn eigentlich könnte er bedeuten, dann nur alle männlichen Politiker gendern müssen und die Kolleginnen wären außen vor. Also hätte ich schreiben müssen: Politisch korrekt handelnde Politiker/-innen müssen gendern, um ….

Hätte ich vor 20 Jahren geschrieben, dass alle Bäcker zeitig aufstehen müssen, dann hätte alle zustimmend genickt. Heute würde ich erboste Leserbriefe bekommen, weil ich vergessen hätte zu erwähnen, dass nicht nur alle Bäcker, sondern auch alle Bäckerinnen zeitig aufstehen müssen und dass mir das als Macho offenbar egal wäre.

Eigentlich ist auch meine Berufsbezeichnung falsch. Bürgermeister!? Ich vertrete ja nicht nur die Bürger, sondern auch die Bürgerinnen. Noch vor 20 Jahren hätten sich auch alle Damen als Bürger verstanden, heute müsste es richtig heißen: Bürger/-innenmeister. Wäre ich andersgeschlechtlich auf die Welt gekommen, dann wäre ich eine Bürger/-innenmeisterin. Unser Bezirkshauptmann müsste bei einer Bürgermeisterkonferenz eigentlich mit der Begrüßung beginnen: „Liebe Bürger/-innenmeister/-innen ich begrüße Sie zu unserer heutigen Bürger/-innenmeister/-innenkonferenz“. Das wäre zwar kompliziert, unverständlich und zungenbrecherisch, aber politisch korrekt.

Ich frage mich schon die längste Zeit, wie das unsere Nachbarn machen. Wir haben es gut: Bei uns gibt es Österreicherinnen und Österreicher. Aber in Deutschland? Dort gibt es Deutsche und …….? Deutschinnen? Deutscha? Deutschovas? Oder fühlen sich dort unter „Deutsche“ alle angesprochen, so wie sich früher bei uns alle unter „Österrreicher“ angesprochen gefühlt haben. Gut möglich, denn selbst bei „Heimat bist Du großer Söhne“ haben sich jahrzehntelang auch die Töchter als mitgemeint betrachtet, so wie es die Autorin auch geschrieben hat.

Es dürfte aber bei uns noch viele geben, die sich auch ohne das neumodische Gendern auskennen. Ich beobachte mittlerweile seit einigen Jahren mit großem Interesse, dass auch die Damenwelt das Bürgerservice des Gemeindeamtes aufsucht, dabei haben wir es noch gar nicht in „Bürger/-innenservice“ umbenannt.

Dieser Blogbeitrag soll aber nicht den Anschein erwecken, dass ich der Gleichberechtigung von Frau und Mann entgegenstehe. Ich überlege nur für mich, ob man tatsächlich irgendetwas erreicht oder bewirkt, indem man die Sprache verkompliziert, verlängert und eigentlich unleserlich bzw. unrednerisch macht. Angeblich sind über 80 % gegen das Gendern und für die Wiederabschaffung von „-innen“, darunter sogar eine satte weibliche Mehrheit. Aber wer weiß, ob das stimmt und wer diese Statistik eventuell gefälscht hat.

So, damit habe ich für heuer mein persönliches Sommerloch gefüllt, das glücklicherweise sächlich ist. Ich hätte nicht gewusst, wie ich es gendern soll. 

Das erste Veranstaltungs-Wochenende seit langem!

Endlich gibt es in Wiener Neudorf wieder ein Veranstaltungs-Wochenende. Heute startet um 19:30 Uhr das erste Konzert der Reihe „Kultur im Park“ mit ROBERT ZANGERLE, der im Rathauspark einen Streifzug durch die Austro-Pop-Szene bringen wird. Wenn Sie noch kurzentschlossen Karten (€ 10,-) benötigen, dann kommen Sie zur Abendkassa. Einlass und Verpflegung ab 18:00 Uhr. Für gutes Wetter ist gesorgt.

Es folgen an den nächsten Samstagen immer zur selben Zeit:

14. August – eine phantastische Musikshow von DOLLS & GUY

21. August – ein Rock&Roll-Special mit ANDY LEE LANG

28. August – ein Bella-Italia-Konzert von dem DUO ITALIANO

4. September – die Oper „Entführung aus dem Serail“ mit den PASSION ARTISTS

(Karten gibt es im Vorverkauf im Bürgerservice des Gemeindeamtes – € 10,-).

ES GILT DIE 3-G-REGEL (GEIMPFT, GETESTET, GENESEN). DIE NACHWEISE DAZU WERDEN RIGOROS KONTROLLIERT!

Und am SONNTAG, den 8. August, findet in der Parkstraße von 07.00 bis 16.00 Uhr der traditionelle KIRTAG statt.

Ich würde mich sehr freuen, wenn wir uns begegnen.

Wiener-Neudorf-Card: Nicht übertragbar!

Weil es in letzter Zeit immer wieder zu Diskussionen und missbräuchlichen Verwendungen kommt, möchte ich heute auf dieses Thema eingehen.

Wie in andere Gemeinden auch, gibt es in Wiener Neudorf für haupt- und nebengemeldete Personen die Möglichkeit zum Erhalt einer Gemeinde-Karte mit diversen Funktionen. Die Karte berechtigt zum Eintritt in das Abfallwirtschaftszentrum, zum Gemeindeteich und die Gemeindebücherei. Die Karte berechtigt auch zu günstigen Taxifahrten und zu Vergünstigungen bei Badner-Bahn- bzw. Nachtbusfahrten. Die Details sehen Sie auf der HomePage der Gemeinde http://www.wiener-neudorf.gv.at Rubrik: BÜRGERSERVICE/Wiener-Neudorf-Card.

Die Karte wird auf eine bestimmte Person ausgestellt und darf nur von dieser verwendet werden. Eine Weitergabe ist natürlich nicht möglich. Man kann auch nicht seine E-Card weitergeben oder seine Versicherungskarte etc.

Die Mitarbeiter sind angehalten, vermehrt Stichproben durchzuführen und sollte ein Missbrauch festgestellt werden, die Karte einzuziehen und eine Meldung zu machen.

Ich ersuche um Ihr diesbezügliches Verständnis.

Corona: Viel zu wenige sind geimpft!

Österreichweit sind knapp über 51 % vollimmunisiert, in Niederösterreich etwas mehr als 62 %, in Wiener Neudorf knapp unter 60 %. Ist das ausreichend? Tendenz: stagnierend. Die Erfahrung zeigt ein klares NEIN.

Wir wissen, dass es – beispielsweise – erst ab 95 % Durchimpfungsrate zu keinen Masern-Ausbrüchen kommt. Die Pocken konnten erst und nur durch eine Impfpflicht (in Österreich bis 1981) in Europa de facto ausgerottet werden.

Nur – und zwar nur – durch eine Impfung kann ich mich selber und meine Umgebung bestmöglich vor dem Corona-Virus (vor allem vor der sehr gefährlichen Delta-Variante) schützen. Das ist mittlerweile nicht nur eine Meinung, sondern ein Nachweis. Ich habe wenig Verständnis für diejenigen, die auf ihre persönliche Freiheit pochen. Was ist mit der Freiheit der anderen?

Es wird Menschen geben, die sich aus gesundheitlichen oder psychischen Gründen nicht impfen lassen können/dürfen und dadurch einer besonderen Gefährdung ausgesetzt sind – außer sie sperren sich zu Hause ein und vermeiden jeden Kontakt. Alleine denjenigen gegenüber sollten wir Solidarität verspüren.

Und was ist mit dem angeblich so hohen Risiko durch die Impfung? Wie bei jeder Tätigkeit (egal ob Autofahren, Baumschneiden, Schwimmengehen, Rauchen oder Impfen) gibt es ein nachgewiesenes Risiko. Pro Million Einwohner versterben je nach Land zwischen 1 und 8 Personen an oder gleich nach der Corona-Impfung – zumeist mit Vorerkrankungen. Im übrigen – sagen mir Ärzte – sind die Impfungen, die wir uns für Auslandsreisen verabreichen lassen, viel gefährlicher. Aber da fragt keiner danach.

Dem gegenüber: Pro Million Einwohner versterben je nach Land zwischen 1.000 und 3.000 (bis über 5.000) Personen an Corona. Man braucht kein „Sehr gut“ in Mathematik zu haben oder gehabt zu haben, dass man sich ausrechnen kann, was um Potenzen gefährlicher ist – das Virus oder die Impfung.

Ich kann ja politisch irgendwie nachvollziehen, dass Parteien wie die FPÖ oder die AFD gegen die Impfung wettern. Dass gerade ein türkischstämmiges Migranten-Ehepaar in Deutschland (in Zusammenarbeit mit einem Österreichischen Immunologen) das Pharmaunternehmen BioNTech gründen und dann auch noch den bislang wirksamen – und noch dazu beliebtesten – COVID-19-Impfstoff entwickeln, passt da überhaupt nicht in das gerne und bislang so erfolgreich konstruierte Ausländerbild.

Aber dass sich so viele Menschen (auch durch bestimmte Medien und selbsternannte Experten) verunsichern lassen, sich selbst und andere sehr bewusst – und fast bin ich geneigt zu sagen: absichtlich – einer Gefahr aussetzen, übersteigt mein Verständnis. Dafür bin ich einfach ein zu großer Egoist, dafür bin ich einfach zu gerne gesund und dafür lebe ich einfach viel zu gerne. Abgesehen davon, dass ich andere Personen ungern gefährde.

Apropos Egoismus: Ich will keine nächste Welle. Ich will mich einfach persönlich und auch beruflich als Bürgermeister nicht noch einmal mit diesem Unfug herumquälen müssen. Ein Großteil von uns offenbar schon. Vielleicht bin zu engstirnig, aber ich verstehe auch diesen Masochismus nicht. Da gibt es einen mittlerweile milliardenfach getesteten und bewährten Impfstoff, der noch dazu gratis ist, der nachweislich Leben und Gesundheit rettet – und einige sagen: Pah, brauch i net. Mi dawischts scho net. Und die anderen: De san ma wurscht!

Wir brauchen eine Impfquote von zumindest 80 %, um dem Virus beizukommen. Bitte helfen wir alle zusammen, überzeugen wir diejenigen, die wir noch überzeugen müssen. Ich weiß schon, wie schwer das sein kann.

Und ja: Im Zweifelsfall bin ich für eine Impfpflicht. Einfach weil ich gerne gesund bin, mich, meine Familie und meine Umgebung in einem sicheren Zustand wissen möchte – und weil man (wie ich nach 6 Lebensjahrzehnten weiß) manche Menschen auch zu ihrem Glück zwingen muss. Und weil ich wirklich bald wieder die Chance auf einen Sommer wie früher haben möchte. Nicht nur einen angekündigten, sondern einen reellen. Und dass manche das offenbar nicht haben wollen, ist mir wiederum wurscht.

Wäre ich Bundeskanzler oder Gesundheitsminister, dann …. Aber egal, das bin ich nicht.