In den nächsten 3 Tagen: Farbe Orange vor dem Gemeindeamt!

Neben der Weihnachtsbeleuchtung sind die Welle und die Sitzbänke vor dem Gemeindeamt bis kommenden Freitag durchgehend orange gefärbt.

Der Grund ist eigentlich ein trauriger und einer, den es eigentlich nicht geben sollte. Der 25. November ist der Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen. „Orange the World“ ist der weltweite Slogan und die Farbe Orange dessen Kennfarbe.

Mittlerweile organisieren Menschenrechtsorganisationen zum 40. Mal an diesem Tag Veranstaltungen, um auf die erdumspannenden Themen wie Zwangsprostitution, sexuelle Missbräuche, Sextourismus, Vergewaltigung, Beschneidungen, häusliche Gewalt, Zwangsheirat, Verschleppungen, weibliche Armut u.s.w. hinzuweisen. Es gibt viele Länder, in denen die Gleichstellung von Mann und Frau in Bereichen wie etwa Erbrecht, Bildung, Privateigentum, Wahlrecht, Kreditwürdigkeit oder allgemeine Rechtsfähigkeit unbekannte Fremdwörter sind.

Hintergrund für diesen Aktionstag ist die Geschichte der drei Schwestern Patria, Minerva und Maria Mirabel. Die drei dominikanischen Regimegegnerinnen wurden am 25. November 1960 Opfer eines feigen Mordanschlages des diktatorischen Regimes von Rafael Trujillo. Statt in die von ihm gehoffte Vergessenheit zu geraten, wurde ihr Schicksal zum Symbol für den Widerstand gegen die Diktatur. 1981 wurde der Todestag der drei Frauen zum Gedenktat für die Opfer von Gewalt an Frauen ausgerufen und 1999 der 25. November durch die Vereinten Nationen zum „Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen“ erklärt.

Bei uns in Österreich ist die Gleichstellung der Geschlechter – zumindest am Papier – längst vollzogen. Ungeachtet dessen glauben sich noch immer viele Männer in einer Vorrangstellung. Viele Männer glauben nach wie vor ihre Minderwertigkeitskomplexe durch das Mehr an Größe, Masse, Muskeln, Lautstärke und Gewaltbereitschaft an Frauen ausleben zu müssen.

Österreich ist eines der wenigen Länder, in denen es mehr weibliche als männliche Mordopfer gibt. Die Zahl hat sich in den letzten 5 Jahren von 19 auf 40 verdoppelt. Unglaubliche 20 % aller Frauen sind ab ihrem 15. Lebensjahr körperlicher oder sexueller Gewalt ausgesetzt. Jede dritte Frau kennt das Gefühl sexueller Belästigung und 15 % der Frauen sind von Stalking betroffen.

Im letzten Jahr mussten fast 9.000 Betretungsverbote verhängt werden, also jede Stunde ein Verbot. In den Frauenhäusern werden mehr als 3.300 Personen betreut, die Hälfte Frauen, die Hälfte Kinder. Jeden Tag gehen bei der Frauen-Helpline (0800 222 555) durchschnittlich 25 Hilferufe ein.

Mir ist bewusst, dass eine 3-tägige Orange-Färbung vor dem Gemeindeamt keine Übertretung, keine Schläge, keine extreme Gewaltanwendung und kein Gewaltverbrechen verhindern wird. Aber es kann uns bewusst machen, dass dieses Thema auch bei uns ein Problem ist und dass wir nicht wissen, was hinter so manchem friedlich aussehenden zugezogenem Fenstervorhang wirklich passiert.

Und vielleicht sollten wir uns überlegen, ob das Weghören und Wegschauen und die oft verbreitete Meinung „Das geht mich/uns nichts an“ die richtigen Reaktionen sind.

5 Gedanken zu „In den nächsten 3 Tagen: Farbe Orange vor dem Gemeindeamt!

  1. Metzger

    Offtopic, aber aus meiner Sicht sehr wichtig:

    Da wir gerade wegen einem positiven Covid-19-Fall in Quarantäne sind, wurden wir gestern von der Polizei Wr. Neudorf kontrolliert (Anwesenheit).

    Was mich dabei wirklich schockiert hat: Die Polizisten, die zu (nachweislich positiven) Personen geschickt werden (von denen natürlich auch die Tür geöffnet werden muss) bekommen wohl vom Innenministerium nur die „einfachen“ blauen MNS zur Verfügung gestellt, die (im Gegensatz zu FFP2-Masken) dem Träger keinen Schutz vor Infektion bieten.

    Könnte hier die Gemeinde nicht die guten Verbindungen zu Hygiene Austria nutzen, um die Gesundheit der in Wr. Neudorf tätigen Polizisten zu schützen?

  2. Brigitte Kerschhofer

    Traurig, dass so ein Zeichen immer noch nötig ist! Im Jahr 2020 sollte in unseren Köpfen bereits angekommen sein, dass alle Menschen – welches Geschlecht auch immer- gleich viel wert sind und die gleichen Rechte haben!

    Vielleicht sollten auch wir Frauen hinterfragen, welche Haltung und Botschaften wir unseren kleinen Söhnen während ihres Aufwachsens mitgeben.

    Ich kann mich gut erinnern, dass meine Großmutter (geb. 1899) ihre Meinung über die Minderwertigkeit der Mädchen und Frauen vehement vertrat. Begründen konnte sie ihren Standpunkt allerdings nie!

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