Sagt einmal: Haben wir in Ostösterreich wirklich keine anderen Probleme?

Fast könnte man glauben, dass sich alles nur um dieses Gewässer dreht!

Seit Wochen besteht eine meiner Hauptaufgaben darin, erboste E-Mail- bzw. Telefonanfragen von auswärtigen Personen (vorwiegend Wiener/-innen) und Medien zu beantworten. Servus-TV hat mich letzten Sonntag zu einer Live-Diskussion eingeladen. Auch die Volksanwaltschaft hat sich bereits angesagt. Die Landesregierung fordert mittlerweile eine Erklärung von mir.

Thema: Die Zugangsbeschränkungen zum Kahrteich in Wiener Neudorf! Es wäre eine Frechheit und Schande, dass heuer nur Wiener Neudorfer/-innen auf das Gelände dürfen – Corona hin oder her – Abstandsregeln hin oder her. Das wäre eine inakzeptable Ungleichbehandlung. Punktum!

Irgendwie gewinne ich den Eindruck, dass die negativen Auswirkungen der Corona-Krise nur darin bestehen, dass es – eigentlich aus logischen Gründen – geänderte Zugangsregelungen zu unserem Gemeindeteich gibt und eigentlich: geben muss!

Draußen gehen Firmen zugrunde. Hunderttausende Arbeitslose, Hunderttausende in Kurzarbeit. Es benötigt Milliarden-Hilfspakete auf Bundesebene und Millionen-Investitionspakete auf Gemeindeebene, um das Werkl halbwegs in Schuss zu halten. Es gibt Menschen, Unternehmungen und auch Gemeinden (auch wenn Wiener Neudorf nicht dazugehört) die nicht mehr wissen, wie es finanziell weitergeht. Kein Redakteur hat mich bislang zu diesen Themen befragt. Das interessiert niemand. Offenbar interessiert aber alle, warum nur Wiener Neudorfer/-innen in das Gemeindeteichgelände dürfen und wann ich endlich daran denke, diese Schande und Ungleichbehandlung zu beenden.

Also wenn das wirklich eines der tatsächlichen Hauptprobleme im Zusammenhang mit den Corona-Virus-Auswirkungen ist, dann haben wir eigentlich eh keine Probleme. Da fragt man sich unweigerlich: Geht’s no? Zumindest ich frage mich das.

Und: Ja! Ich gebe es zu! Es ist eine Ungleichbehandlung. Aber deren gibt es viele – und keinen kümmerts. Die einen erkranken am Corona-Virus, andere nicht! Das ist überhaupt eine unerhörte gesundheitliche Ungleichbehandlung des Virus! Der eine muss in Kurzarbeit, der andere nicht! Ungleichbehandlung! Der eine bekommt eine Gemeindewohnung, der andere nicht! Ungleichbehandlung! Der eine hat Nierensteine (so wie ich gerade), der andere nicht! Ich empfinde das überhaupt als die größte Ungleichbehandlung der Natur! Ich bekomme kein Wiener Parkpickerl, weil ich kein Wiener bin! Ungleichbehandlung!

Den Medien und der Volksanwaltschaft ist das alles wurscht. Aber eh klar, es dreht sich ja eigentlich alles nur um eines: Um den Gemeindeteich in Wiener Neudorf. Im Mittelalter hätten wir alle wohl geglaubt, Wiener Neudorf ist der Nabel und der Mittelpunkt der Scheibe der Welt. Da muss man als Bürgermeister dieses Ortes höllisch aufpassen, um auf dem Boden zu bleiben und nicht größenwahnsinnig zu werden!!!

Neue Sehenswürdigkeit in Wiener Neudorf

Das sogenannte „Klosterareal“ in Wiener Neudorf hat eine neue Sehenswürdigkeit.

Zur Geschichte: Gräfin Ida Hahn-Hahn hatte in den 30er Jahren des 19. Jahrhunderts die Idee, weibliche Sträflinge unter die Aufsicht von Klosterfrauen zu stellen. 1853 wurde diese Idee umgesetzt. Die Kongregation der Schwestern vom Guten Hirten wurden dazu ausgewählt, bekamen das frühere fürsterzbischöfliche Sommerschloss in Wiener Neudorf und sollten gleichzeitig ein Kloster und ein Gefängnis betreiben.

Da die bisherigen Gebäude eher ungeeignet waren, wurde 1856 mit der Errichtung der neuen Strafanstalt, der „k.k. Weiberstrafanstalt Wiener Neudorf“begonnen. Finanziell wurde das Vorhaben sogar von Kaiser Franz Joseph I. durch eine großzügige Spende aus der Klassenlotterie unterstützt.

Nach dem Anschluss Österreichs an das Dritte Reich wurde das Gefängnis aufgelassen und die Häftlinge gruppenweise abtransportiert. Was danach mit ihnen geschah, ist unbekannt. Jugendliche Zwänglinge durften vorerst bleiben.

Ab dem 19. März 1940 zog eine Polizeischule ein und ab 1942 ein Wehrmachtsspital. Im Februar 1945 wurde die Anlage durch einen Bombenangriff schwer beschädigt und kurz danach von der sowjetischen Besatzungsmacht in Beschlag genommen. Als die Besatzungssoldaten im April 1949 das Areal überraschend verließen, starteten die Schwestern vom Guten Hirten einen Neubeginn. Ein Kindergarten öffnete seine Pforten, danach ein Kinderheim für 100 „Sozialwaisen“, genauso wie eine Sonderschule. Ab 1951 bestand dann eine Bundeslehranstalt für schwer erziehbare Mädchen mit angeschlossenem Mädchenheim. In diesem Zuge wurde ein Freibad errichtet, das ab den 70er Jahren immer mehr verfallen und verwildert ist. 2003 habe ich dieses revitalisieren und zu einem Biotop umgestalten lassen.

Ganz glücklich war ich jedoch mit dem Ergebnis nicht, so habe ich voriges Jahr den Wirtschaftshof gebeten, sich Gedanken zu machen.

Seit einigen Tagen ist das Ergebnis sichtbar und vor allem: erlebbar.

Wiener Neudorf hat ab sofort eine neue Sehenswürdigkeit. Wenn Sie in der Nähe des Klosterareals sind, dann schauen Sie unbedingt vorbei, genießen Sie die Plattform und lassen Sie Ihre Seele baumeln.

Auf die Mitarbeiter des Wirtschaftshofes kann Wiener Neudorf mit Fug und Recht stolz sein.

Der Kahrteich erholt sich heuer

Heuer ist weniger los, auf den Liegewiesen und im Wasser!

Aufgrund der geltenden Verordnungen, Erlässe, Empfehlungen und Rahmenbedingungen können derzeit – wie schon öfter erläutert und erklärt – statt der gewohnten 2.000 Personen nur 600 auf das Kahrteichgelände. Das hat dazu geführt, dass der Kahrteich derzeit nur für Wiener Neudorfer/-innen geöffnet ist. Tageskarten gibt es genauso wenig, wie den gewohnten freien Eintritt ab 18.00 Uhr.

Ein wirkliches Badewochenende hatten wir seit der Eröffnung am 1. Juni aber noch nicht, mit Ausnahme von einigen schönen, heißen Sommertagen. Der befürchtete Stau beim Eingang ist dadurch bislang ausgeblieben. Es ist ruhiger am Kahrteich. Diejenigen, mit denen ich bei einem Lokalaugenschein am vergangenen Samstag gesprochen habe, genießen das.

Auch die Schwimminsel ist von den Abstandsregeln betroffen!

Und auch für den Kahrteich bedeutet das heurige Jahr bislang eine wichtige Erholung. Nachdem der Teich keinen natürlichen Zufluss hat und nur durch das Grundwasser gespeist wird, schaffen wir eine gute Wasserqualität nur mit technischer Hilfe, die wir uns viel Geld kosten lassen. Ohne die Tiefenbelüftungsanlage (TIBEAN) hätte der Kahrteich längst nicht mehr diese guten Werte. Die für heuer geringere Gästeanzahl wird einen Beitrag dazu leisten, dass sich der Kahrteich noch mehr von den Verunreinigungen durch den Menschen (Sonnenöle, etc.) erholen wird.

Auch wenn wir Menschen vom Corona-Virus sehr betroffen sind und mir viele Nicht- Wiener-Neudorfer/-innen gram sind, weil sie heuer nicht auf das Gelände dürfen, für den Kahrteich ist die Situation ein wahrer Segen.

Fahrradabstellplatz statt bisheriger Autoparkplatz beim Eingangsbereich!

Gemeinde unterstützt die Familien bei der Kinderbetreuung großzügig

In Wiener Neudorf gibt es 4 Krabbelstubengruppen, 15 Gruppen in drei Kindergärten, 7 Hortgruppen, 4 Ganztagesklassen (neben den „normalen“ Klassen) in der Volksschule, eine der größten Musikschulen des Landes. Darüber hinaus unterstützen wir den IZIBIZI-Kindergarten im IZ-Süd. Insgesamt werden in unseren Kinderbetreuungseinrichtungen fast 1.000 Kinder betreut.

Auch wenn es beispielsweise „Landeskindergarten“ heißt, die anfallenden Kosten trägt die Gemeinde – mit Ausnahme der Personalkosten für die Gruppenleiterinnen. Nicht alle Kosten, denn einen Teil tragen die Eltern, durch Betreuungsgelder, Essensgelder oder Bastelbeiträge.

Wir versuchen diese finanzielle Belastung für die Familien so gering wie möglich zu halten. Würden wir alle Kosten weiterverrechnen, dann müssten wir je nach Kinderbetreuungseinrichtung zwischen € 3.500,- und € 4.500,- pro Jahr und Kind mehr verlangen.

Das werden wir selbstverständlich nicht tun. Da sind sich im übrigen alle politischen Fraktionen einig. Die Gemeinde Wiener Neudorf hat glücklicherweise die finanzielle Kraft, diese Unterstützung auch nachhaltig zusichern zu können, auch wenn wir derzeit durch die Coronavirus-Situation auf der einen Seite mehr Ausgaben und auf der anderen Seite weniger Einnahmen haben.

Vandalismus: Es wird immer ärger!

Es betrifft immer mehr Ortsteile. Der Vandalismus nimmt in den letzten Wochen immer mehr überhand. Nicht nur in Wiener Neudorf, aber auch. Ob es Jugendliche sind, wie in den sozialen Medien gerne behauptet wird, kann ich nicht sagen.

Mir ist schon klar, dass einigen fad ist und einige nicht wissen, was sie in ihrer derzeit beschränkten Freizeit und in ihrem beschränkten Freiraum machen sollen. In Zeiten wie diesen ist natürlich auch besonders Kreativität gefragt. Aber das Ruinieren und Beschädigen von fremdem Eigentum gehört definitiv nicht dazu. Das sollte einem die Erziehung des Elternhauses mitgegeben haben, egal welcher Generation man angehört. Aber das sollte einem sowieso klar sein, auch wenn das Elternhaus offensichtlich versagt hat.

Da frag ich mich schon! Machen die das beim Esstisch zuhause auch? Na, dann Mahlzeit!

Mag sein, dass psychologisch betrachtet, Vandalismus auch ein Hilfeschrei ist. Aber diese Erklärung greift mir zu kurz. Wir bemühen uns von vielen Seiten Wiener Neudorf schöner, ansehnlicher und lebenswerter zu machen. Und wenn es schon um Ruinieren und Beschädigen geht: Ich lasse mir unsere Bemühungen nicht von einigen Halbstarken ruinieren oder beschädigen.

Ich habe deshalb den Sicherheitsreferenten (Werner Heindl/ÖVP) und den Jugendreferenten (Dr. Spyros Messogitis/SPÖ) beauftragt in dieser Angelegenheit mit ihren Ausschüssen tätig zu werden. Es ist aus meiner Sicht auch die MOJA (Mobile Jugendarbeit), die in Wiener Neudorf ihren Sitz hat und von der Gemeinde großzügig unterstützt wird, einzubinden, genauso wie die örtliche Polizei und die Sicherheitsbürger.

Ich habe mich bis jetzt gegen einen Wachdienst, kontinuierliche abendliche oder nächtliche Streifen durch unseren Ort gewehrt, aber vielleicht müssen wir auch dies in die Überlegungen mit einbeziehen.

Krisenzeiten sind Zeiten der Investitionen

Es mag für viele eigenartig klingen, dass nur mehr von Milliardenpaketen gesprochen wird. Wurde noch vor einigen Monaten überall mit Millionen gegeizt, scheinen sich die einzelnen Länder nun mit Milliarden-Hilfspaketen geradezu überflügeln zu wollen, um die heimische bzw. kontinentale Wirtschaft wieder in Gang zu bringen. Da fragt man sich unweigerlich: Und woher nehmen?

Der logische Reflex neigt dazu in Krisenzeiten zu sparen. Das kann für betroffene Privatpersonen und betroffene Betriebe auch ein richtiger Weg sein. Für öffentliche Institutionen (Staatenbunde, Länder, Gemeinden) ist es das in der Regel nicht. Ich stimme mit den Lehren von John Maynard Keynes nicht überall überein, aber diesbezüglich vertraue ich seiner Theorie voll und ganz.

Natürlich gibt es schwerreiche Menschen, aber der Normalbürger orientiert sich bei Geldwerten am eigenen Privathaushalt und damit an für sie/ihn verständlichen Werten. Und die bewegen sich im Bereich von vielleicht 10.000 (viel Geld) oder 100.000 (sehr viel Geld) Euroschritten. Eine Million Euros ist für uns Normalbürger vielleicht gerade noch vorstellbar, aber in allermeisten Fällen völlig unerreichbar. Und damit sind Milliarden-Beträge für uns zwar eine bekannte mathematische Größe, aber völlig irreal und eigentlich unvorstellbar.

In wirtschafts-, finanz- und arbeitspolitischen Krisen müssen sich öffentliche Insitutionen aber mit diesen völlig irrealen und unvorstellbaren Größenordnungen beschäftigen. Und jetzt haben wir eine Situation, in der alle Krisen auf einmal stattfinden – in vielen Ländern auch verbunden mit gesundheitspolitischen Herausforderungen, teilweise Überforderungen. Da braucht es Investitionen, auch in diesen gigantischen Höhen. Und Investitionen bedeuten Kapitaleinsätze für bestimmte Zwecke. Und die derzeit bestehenden Hauptzwecke sind die Wirtschaft wieder in Gang zu bringen, die Arbeitslosen- und Kurzarbeitsraten zu senken und der Bevölkerung wieder Vertrauen in das System zurück zu geben.

Auch wir in Wiener Neudorf werden unseren Beitrag zur Wiederbelebung der Wirtschaft leisten. Wir werden unser Investitionsprogramm nicht überdenken. Wir werden die eine oder andere vorgehabte Maßnahme möglicherweise auf das nächste Jahr verschieben, aber auch nur deshalb, weil es wenig Sinn macht, diese noch heuer verspätet zu beginnen und dann über die Wintermonate offene Baustellen zu haben.

Gerade in den letzten Jahren haben wir in Wiener Neudorf ein gewaltiges Investitionsprogramm bewältigt. Dies allerdings mit bestimmten Grenzen und Bedachtnahme. Die Gemeinde setzt derzeit jeden Werktag knapp € 200.000,- um. Ich habe vor, unser Investitionsprogramm in den nächsten Jahren um mindestens 10 % auszuweiten und werde die zuständigen politischen Referenten aller Fraktionen auch dazu auffordern, bereits heuer im Nachtragsvoranschlag, den wir Anfang September verabschieden wollen, Überlegungen anzustellen und entsprechende Zeichen zu setzen.