Archiv für den Monat: November 2021

Corona: Wie geht es bei uns weiter?

Die Delta-Variante des Corona-Virus macht uns weltweit das Leben schwer

Für heute abend habe ich das Corona-Strategie-Team zu einer Abstimmungsrunde einberufen. Dieses besteht neben mir aus unserer Gemeindeärztin Dr. Elisabeth Stadter, dem Arzt und Gemeinderat Dr. Alireza Nouri, politischen Vertretern und Führungskräften der Gemeindeverwaltung sowie unserem bestellten Covid-Beauftragten Martin Billensteiner.

Wir werden einige Fragen zu besprechen und zu klären haben. Wie gehen wir weiter vor? Stehen Veranstaltungen zur Diskussion? Welche Maßnahmen werden wir im eigenen Verantwortungsbereich treffen? Welche Maßnahmen werden wir mit der Bezirksbehörde und der Landesregierung abzuklären haben? u.s.w.

Die Situation ist nicht rosig. Gehen wir in den März zurück. Da vermeldete der Bezirk Mödling durchschnittlich etwa 500 positive Corona-Fälle, Wiener Neudorf um die 25. Die Ziffern von heute früh: Bezirk Mödling: 588, Wiener Neudorf: 52.

Wiener Neudorf hinkt bei den Impfraten – im Bezirksvergleich – hinterher. Während Nachbargemeinden bei weit höheren Impfquoten liegen (z.B. Perchtoldsdorf 77 %, Gaaden sogar bei knapp unter 80 %), liegt Wiener Neudorf bei 71,5 %. Wir sind also eine Gemeinde mit überdurchschnittlich vielen Impfverweigerern. Das wirkt sich in den täglichen Fallzahlen aus, die derzeit überdurchschnittlich steigen. Das ist umso bedauerlicher, weil uns über die Ortsgrenzen zugestanden wird, dass wir eine hervorragende Corona-Gemeindepolitik und Corona-Kommunikation machen – und wir hier sogar eine Beispielfunktion haben.

Ich war immer überzeugt davon, dass die Wiener Neudorfer/-innen im Extremfall als Team zusammenstehen und zusammenhalten. Letztlich war ich immer von dem Gefühl überzeugt, dass – wenn es darauf ankommt – alle in unserem Ort ihren Beitrag leisten. Leider werde ich bei der Bekämpfung der Corona-Krise derzeit anders belehrt. Große Sorge macht mir, dass wir täglich positive Fälle in unserer Volksschule haben.

In meinen Gesprächen mit Impfgegnern kommen derart absurde Argumente, von denen ich oft nicht weiß, ob man mich jetzt veräppeln möchte. Da geht es um persönliche Freiheiten, wobei die damit verbundene Unfreiheit der anderen völlig wurscht ist. Da geht es um den persönlichen Egoismus, der über die eigene Gesundheit und die der anderen gestellt wird. Und oft kommt am Ende des Gespräches, wenn die Argumente ausgehen, der Vorwurf an mich, dass ich mit meiner stringenten Haltung und meinen permanenten Versuchen, die Impfrate erhöhen zu wollen, die Gesellschaft spalten würde.

Ich weiß schon, dass es etliche Gemeinden in anderen Bezirken gibt, die viel viel schlechter dastehen. Aber ich habe mich in meinem Leben immer lieber nach oben als nach unten orientiert. Vor allem, wenn es um die Gesundheit geht.

Welche Gemeinde hat ihre Bürger/-innen bislang am besten durch die Pandemie begleitet?

Das Land NÖ ließ von einer hochkarätigen Jury bestehend aus Journalisten des ORF, des Kurier, der Kronen-Zeitung, der NÖN und Marketingexperten sowie diesbezüglichen Fachleuten die Gemeinden dahingehend untersuchen. Das Ergebnis: Wiener Neudorf.

Ich freue mich sehr über diese Auszeichnung, weil sie die gut funktionierende Zusammenarbeit zwischen vielen Organisationen und Institutionen in unserem Ort beweist.

Gemeinsam mit unserem Covid-Beauftragten Martin Billensteiner und dem zuständigen Amtsleiter-Stv. Ulrich Mazuheli, MBA, MPA durfte ich die Auszeichnungen aus den Händen unserer Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner in St. Pölten übernehmen.

Was hat die Jury letztlich überzeugt?

Wir haben umgehend einen Krisenstab unter meiner Führung eingerichtet. Diesem gehören bis jetzt Ärzte, Führungskräfte der Gemeindeverwaltung, politische Vertreter und Vertreter der Blaulichtorganisationen an. Mit dem Wirtschaftshofleiter-Stv. und Feuerwehrkommandant-Stv. Martin Billensteiner haben wir einen Covid-Beauftragten bestellt, bei dem alle Informationen zusammenlaufen. Übrigens habe ich den Krisenstab für kommenden Dienstag zur Bewertung der neuen Lage und der neuen Maßnahmen einberufen. Wir werden eingehend besprechen, wie wir mit den geplanten Veranstaltungen in unserer Gemeinde in den nächsten Wochen umgehen. Z.B. wurden sämtliche Adventmärkte bereits abgesagt.

Wir haben in Zusammenarbeit mit den Ärzte und Apotheken umgehend einen Medikamentenservice und in Zusammenarbeit mit den Pfadfinder/-innen einen Einkaufsservice anbieten können. Wir haben allen Haushalten ein Kontingent Masken zugestellt und weitere im Gemeindeamt bereit gehalten. Wir haben in den Kinderbetreuungseinrichtungen für zusätzliches Personal gesorgt und als nur eine von zwei Gemeinden Spucktests für Kleinkinder angekauft und angeboten.

Wir haben die Gemeindeverwaltung durch ein vorbereitetes Home-Office-Konzept ungehindert aufrecht erhalten, sind Bürger/-innen und Unternehmen mit zinsenfreien Stundungen sowie Ratenzahlungen und Vergünstigungen entgegengekommen. Wir haben das Mahnwesen auf ein Minimum eingeschränkt.

Wir haben innerhalb kürzester Zeit Massentests ermöglicht und Teststrecken eingerichtet und einen Großteil der Kosten vorgestreckt bzw. übernommen. Wir haben die Beschäftigten in den Kinderbetreuungseinrichtungen durch ein mobiles Team vor Ort permanent getestet.

Wir haben versucht die Wiener Neudorfer/-innen laufend über verschiedenste Kanäle zu informieren, haben diverse Kulturveranstaltungen gestreamt –

und vieles vieles andere mehr.

Insgesamt, so die Zusammenfassung der Jury, hat es bislang in Wiener Neudorf die beste Krisenkommunikation und Krisenbegleitung aller niederösterreichischen Gemeinden gegeben. Ich denke, darauf können wir stolz sein.

Mir ist natürlich bewusst, dass nicht alle mit meinen/unseren Entscheidungen einverstanden waren, sind und weiterhin sein werden. Wir haben an jedem Tag der letzten 20 Monate bemüht, das Richtige zu tun. Kann sein, dass manches – gerade am Beginn der Pandemie – auch überzogen war. Es war für uns nicht leicht, die Hunderten Verordnungen und Vorgaben von den verschiedensten Stellen zu lesen, zu bewerten und umzusetzen, manchmal auch auf unsere Bedürfnisse hin zu ent- oder zu verschärfen.

Es waren letztlich Hunderte Hände, die mitgeholfen, mitgearbeitet und vor allem zusammengearbeitet haben, dass wir – offenbar über die Ortsgrenzen hinweg beobachtet – halbwegs gut durch die Pandemie gekommen sind. Für mich ist es natürlich ein Wermutstropfen, dass auch in Wiener Neudorf die Impfrate nicht zufriedenstellend ist. Noch immer lassen sich auch bei uns viele von Fake-News, abstrusen Theorien und längst widerlegten Aussagen beeinflussen. Schön ist, dass beim Thema der Covid-Bekämpfung auch die politischen Fraktionen – leider mit der bekannten österreichweiten Ausnahme – an einem Strang ziehen.

Es gibt nur eine einzige Ausgangstür aus dem Pandemie-Zimmer, in das wir derzeit alle irgendwie eingesperrt sind. Um durch diese Tür zu kommen brauchen wir eine höhere Impfrate und – wie wir seit kurzem Wissen – unbedingt den 3. Stich als Auffrischungsimpfung. Ich werde auch weiterhin mit meinem Team nichts unversucht lassen, den Weg zu dieser Tür vorzugeben, auch wenn manche fälschlicherweise glauben, es gäbe auch einen anderen Ausweg.

Die Liste der Verstorbenen des letzten Jahres

Traditionell gedenken wir in Wiener Neudorf am Allerheiligentag am Friedhof jenen, die wir in den letzten 12 Monaten aus unserer Dorfgemeinschaft verloren haben. Mein herzliches Beileid den Familien, die den Verlust der 138 Persönlichkeiten – darunter zwei Kleinkinder – zu verkraften haben.

Ich bedanke mich bei all jenen, die Pfarrvikar Mag. Josef Denkmayr und mich heute bei unserem Rundgang vom Mahnmal zum Friedhof zum Schwesternfriedhof im Klosterareal und zum Kriegerdenkmal bei der Pfarrkirche begleitet haben – darunter unsere Blasmusikkapelle Lyra, eine große Abordnung des Gemeinderates, der Freiwilligen Feuerwehr und verschiedenster Vereine und Organisationen.