Es gibt Tage, da weiß man schon Monate vorher, was passieren wird! Nehmen wir beispielsweise Sonntag, den 25. Jänner 2015. Es wird irgendwann während des Tages entweder regnen oder nicht! Es wird entweder schneien oder nicht! Die Sonne wird wahrscheinlich um 7:59 Uhr aufgehen. Das macht sie seit 100 Jahren durchschnittlich immer an diesem Tag. Wolfram Pirchner wird sich zum Namenstag gratulieren lassen. In Kairo werden die Ägypter aller Voraussicht nach den 4. Jahrestag des Beginns der Proteste gegen Husni Mubarak begehen.
Und auch mein Tag ist vorgezeichnet. Denn es ist der Tag der nächsten Gemeinderatswahl. Ich werde spätestens um 5.45 Uhr aufstehen. Es wird eine kurze Nacht gewesen sein. Erstens, weil ich mit meiner Gaby bis Mitternacht bei einem Ball gewesen und zweitens, weil ich mit Sicherheit aus Nervosität lange nicht eingeschlafen sein werde. Um 6.30 Uhr werde ich in das mir zugewiesene Wahllokal fahren, dort bis 16.00 Uhr „wahlhandeln“ und vielleicht sogar auf Sie warten. Kommt darauf an, ob Sie in meinem Wahlsprengel wohnen. Dazwischen werde ich mir ganz sicher Vorwürfe machen. Und es werden mir hunderte Fragen durch den Kopf gehen. Wäre es nicht besser gewesen, dieses oder jenes Thema noch deutlicher anzusprechen? Hätte ich nicht doch eine Zeitung mehr schreiben sollen – oder zumindest ein Flugblatt? Wäre es vielleicht besser gewesen, statt der Kugelschreiber doch ein anderes Werbegeschenk … ? Hätte ich nicht doch in den letzten Jahren die Zeit nutzen und ein Musikinstrument lernen sollen? Oder mir zumindest einen Bart wachsen lassen? Offenbar stehen die Neudorfer darauf! Aber andererseits: Ich mit Bart??? Und welches Musikinstrument? Diesbezüglich kann ein Mensch ja kaum unbegabter sein als ich. Na gut – Triangel vielleicht. Aber wann braucht ein Politiker schon ein Triangel?
16.00 Uhr: Wahlschluss. Dann werde ich in meinem Wahlsprengel die Stimmzetteln auswerten und das Ergebnis feststellen. Dann werde ich zum Gemeindeamt fahren und auf die Ergebnisse der anderen Sprengeln warten. Und dann werde ich mit anderen, sichtlich genervten und nervösen Kandidaten hochrechnen, umrechnen, neu rechnen, nachrechnen, nachfragen, telefonieren.
Irgendwann zwischen 18.00 Uhr und 18.30 Uhr werde ich dann entweder erleichtert durchatmen und einigen Menschen in die Arme fallen – oder ich werde mich niedersetzen, den Kopf schütteln und mir etwas denken, was ich hier lieber nicht niederschreiben möchte. Dann werde ich in jedem Fall ins Parkcafé gehen, wo mein Team schon auf mich warten wird. Dann wird es in jedem Fall Applaus geben. Entweder tosend vor lauter Freude oder verhalten vor lauter Anstand.
Ziemlich genau so wird für mich der 25. Jänner verlaufen! Das weiß ich heute schon, 4 Monate vorher.
Und: Wissen Sie auch schon, was Sie an diesem Sonntag machen?
Sehr gute Idee! Gut geschrieben!
Zu Dionys, dem Tyrannen, schlich
Damon, den Dolch im Gewande:
Ihn schlugen die Häscher in Bande,
„Was wolltest du mit dem Dolche? sprich!“
Entgegnet ihm finster der Wüterich.
„Die Stadt vom Tyrannen befreien!“
„Das sollst du am Kreuze bereuen.“
Der gute alte Schiller…………..
Bitte als Satire zu verstehen!