Über den 24. Februar

So weit ich mich in meinem Leben zurückerinnere, war der 24. Februar immer ein eher unauffälliger Tag. Einmal, sehr lange vor meinem Leben, war er allerdings sehr bedeutend, als am 24. Februar 1582 mit der Einführung des Gregorianischen Kalenders, der heute in weiten Teilen der Welt gültig ist, das System der regelmäßigen Schaltjahre erfunden wurde. Den 60. Tag des Jahres, also der 29. Februar, gibt es seitdem nur alle vier Jahre.

Der 24. Februar 2020 war der Rosenmontag vor zwei Jahren. Aus heutiger Sicht war unsere kleine Welt in Wiener Neudorf an diesem Tag noch in Ordnung. Es war ein 24. Februar wie früher, unauffällig und für mich bis 21:05 Uhr eher unbedeutend. Es war ein Fasching wie früher, irgendwie ähnlich dem der vorherigen Jahre. Gemeinsam mit den Gemeinderäten Michael Gnauer und Werner Heindl betreute ich den Sektstand beim Faschingsausklang der Orts-ÖVP. Das Gaby-Stur-Ensemble brachte uns ein vorläufig letztes Mal so richtig zum Lachen. Nur wussten wir das damals noch nicht.

Irgendwann am sehr späten Abend läutete in dem ganzen Trubel mein Handy und unsere Gemeindeärztin Dr. Elisabeth Stadter eröffnete mir, dass das Corona-Virus in Wiener Neudorf eingetroffen wäre. Personen wären beim Karneval in Venedig gewesen und hätten es wahrscheinlich mitgebracht. Als sie merkte, dass ich dem nicht allzu viel Bedeutung beimaß, versuchte Elisabeth mich zu überzeugen, dass das eine Katastrophe wäre und vor allem noch werden würde. Es dauerte ein paar Tage bis ich mir über das Ausmaß dieses Telefonates vollinhaltlich im Klaren war. Der Fortgang ist leider bekannt. Aber ob jetzt jemand in Venedig war oder nicht, war letztlich völlig unbedeutend. Das Virus hätte seinen Weg so oder so zu uns gefunden. Und heute vor zwei Jahren tagte bereits seit Tagen der örtliche Corona-Krisenstab in Permanenz. Das Corona-Virus hat der Menschheit damals weltweit den Krieg erklärt. Nach zwei Jahren schaut es so aus, als würden wir ihn gewinnen.

Am 24. Februar 2022 trat mit dem Überfall Russlands in die Ukraine ein ganz anderes Virus zusätzlich in unser Leben. Genauso überraschend. Genauso massiv. Genauso unberechenbar, nur um Potenzen gefährlicher. Wir haben in Wiener Neudorf wieder einen Stab eingerichtet, der derzeit de facto in Permanenz tätig ist, die Ukrainehilfe für die betroffene Bevölkerung vor Ort organisiert und die Vorkehrungen für die Unterbringung von Flüchtlingen in unserer Gemeinde trifft. Noch muss sich dieser Stab nicht mit direkten Auswirkungen des Krieges für uns beschäftigen und es bleibt zu hoffen, dass es so bleibt. Denn auch dieses Virus schickt sich an zu mutieren, epidemisch zu werden und Teilen der Welt den Krieg zu erklären. Nur dieses Mal kann uns die Pharmaindustrie nicht mit einem Medikament helfen. Würde ein Lockdown helfen, dieses Virus zu bekämpfen, dann würden wir das dieses Mal gerne in Kauf nehmen. Bringt aber nichts. Irgendwie ist das jetzt eine schwierige Welt geworden, in der unsere Kinder und Enkelkinder aufwachsen.

Und irgendwie ist der 24. Februar kein gutes Datum mehr. Aber andererseits würde es auch nichts ändern, wenn wir diesen Tag anstatt des 29. Februar für 3 Jahre aus unseren Kalendern verbannen. Verbannt gehört ganz etwas anderes, oder besser gesagt: ganz jemand anderer.