Anforderungsprofil und Entscheidung Bundespräsident

 

Vorweg darf ich mich von einem einwöchigen Urlaub wieder zurückmelden.

Am Sonntag habe ich eine wichtige Entscheidung zu treffen. Ich wurde auserwählt, gemeinsam mit 6,382.506 anderen Österreicherinnen und Österreichern, einen neuen Bundespräsidenten zu wählen. Das haben wir zwar schon vor 6 Monaten getan, aber da es damals zwar zu keinen Manipulationen kam – aber hätte kommen können – hat der Verfassungsgerichtshof beschlossen, die Wahl wiederholen zu lassen.

Nachdem ich seit 3 Jahrzehnten Personalentscheidungen treffen darf und muss, gehe ich persönlich bei Wahlen wie bei Bewerbungsgesprächen vor. Ich erstelle mir ein Anforderungsprofil und bewerte die für die Positionen verfügbaren Personen nach diesem Profil. Überschlagsmäßig habe ich in den letzten 30 Jahren ca. 80 Positionen in den vier Betrieben, in denen ich bislang tätig sein durfte (eine Bank, eine Versicherung, eine Bausparkasse und eine Gemeinde) neu besetzt. Ich gebe zu, bei ca. 10 % habe ich daneben gegriffen, aber bei ca. 90 % habe ich keine schlechte Wahl getroffen.

Es wird, so viel steht fest, ein Mann werden. Zwei Herren, ein gewisser Dr. Alexander Van der Bellen und ein gewisser Herr Ing. Norbert Hofer sind von uns – aus der Riege der verfügbaren Kandidaten – als die zwei bestgeeigneten erachtet worden. Die Mehrheit des Auswahlgremiums hat sich dafür entschieden. Ich gebe zu, dass ich persönlich eine andere Wahl getroffen hätte. Aber so ist das in einer Demokratie. Jetzt habe ich die Verantwortung übertragen bekommen, herauszufinden, wer von den beiden der besser Geeignete ist.

Anforderungsprofil Bundespräsident (ich habe – aus meiner Sicht – zehn für mich wichtige Entscheidungsgrundlagen erstellt):

  • Er muss seinem Land einen moralischen Rückhalt geben.
  • Er muss zwischen unterschiedlichen gesellschaftlichen Positionen ausgleichen können.
  • Er muss Erfahrung und damit Kompetenz in vielen Lebens- und Politikbereichen mitbringen.
  • Bundespräsidenten kommen de facto immer aus einem gewissen politischen Lager, trotzdem muss es ihm gelingen, überparteilich und objektiv zu agieren.
  • Er muss nach außen und innen die Berechenbarkeit Österreichs in der internationalen Staatengemeinschaft verkörpern.
  • Er muss die Balance zwischen den jeweiligen Staatsgewalten sein.
  • Er muss in politischen Konfliktsituationen feinfühlig und ausgleichend agieren.
  • Er muss dafür Sorge tragen, dass die obersten Staatsorgane so gut wie möglich zusammenarbeiten.
  • Er hat bei politischen und grundsätzlichen Fragen eher intern und zurückhaltend zu agieren. Er hat zu akzeptieren und so zu agieren, dass er nicht glaubt, Chef des Bundeskanzlers, der Bundesregierung oder des Nationalrates zu sein.
  • Er hat Wirtschaftsdelegationen ins Ausland anzuführen und sollte dazu fähig sein, für Aufträge und damit für Arbeitsplätze zu sorgen.

Fast ein Jahr lang durfte ich beide Bewerber sehr intensiv beobachten, ihnen zuhören und mir eine Meinung bilden.

Ich bin mir nicht ganz sicher, aber ich bezweifle im Stillen, ob diese zwei Kandidaten wirklich die Bestgeeigneten von ganz Österreich sind. Aber egal, die beiden stehen zur Auswahl und ich erachte es als meine Pflicht, aber auch als mein Recht, mich für einen der beiden zu entscheiden.

Ich versuche bei Personalentscheidungen grundsätzlich Sympathie, Antipathie, Parteizugehörigkeit, Religionsverhalten und dergleichen auszuschalten und mich rein auf das Anforderungsprofil zu konzentrieren.

Und: Für diese ausgeschriebene Position ist sachlich betrachtet für mich die Entscheidung letztlich einfach – auf Basis meines persönlichen Anforderungsprofils: Als Bundespräsident ist für mich Dr. Alexander van der Bellen der deutlich besser Geeignete.

12 Gedanken zu „Anforderungsprofil und Entscheidung Bundespräsident

  1. jochen

    einen herablassenden besserwisser und asozialen umverteiler wähle ich sicher nicht…
    daher definitiv den anderen, egal wer es ist.
    am sonntag somit (X) hofer!

  2. Elisabeth

    Ich bin froh,wenn Alles entschieden ist…!
    Meine Entscheidung steht von Anfang an fest,also das ganze hich-hack ist nur mehr peinlich…
    Aber „Einer muss gewinnen “ ,also wähle ich einen….wenn es sein muss….Trotz monatelangen Kommentare pro und Kontra,hab’ich meine Meinung nicht geändert und jetzt bin ich neugierig …..und Wahlempfählungen bewirken bei mir das Gegenteil! Gott sei dank bin ich Mündig…

    Schönen Sonntag trotzdem!

  3. Auch ein Wiener Neudorfer

    Einer der schlimmsten Gefahren für eine Demokratie ist, wenn emotionalisierte Wahlentscheidungen getroffen werden. Man möge von ihrer entgültigen Wahl und den Kandidaten halten was man möchte. Sie jedenfalls zeigen hiermit, dass es wichtiger denn je ist eine rationale Entscheidung zu treffen. Und das haben sie, nachvollziehbar begründet, vorbildhaft getan. Danke.

  4. Wiener Neudorfer

    Lieber Herr Janschka,

    es ist auf jeden Fall mutig und erfrischend, dass Sie hier nachvollziehbar Ihre Entscheidung veröffentlichen.

    Anhand Ihrer Ausführungen habe ich „meine Wahl“ überprüft, und bin zu dem Schluß gekommen, dass da nur einer in Frage kommen kann, und diesen habe ich nun zum dritten Mal meine Stimme gegeben.

    Er muss seinem Land einen moralischen Rückhalt geben.
    Er muss zwischen unterschiedlichen gesellschaftlichen Positionen ausgleichen können.
    Er muss Erfahrung und damit Kompetenz in vielen Lebens- und Politikbereichen mitbringen.
    Bundespräsidenten kommen de facto immer aus einem gewissen politischen Lager, trotzdem muss es ihm gelingen, überparteilich und objektiv zu agieren.

    Speziell diese Punkte waren für die Entscheidung sehr hilfreich.

    Ob sich aber nun daraus die gleichen Schlüsse und der gleiche Kandidat ergeben/ergibt, sei dem Wahlgeheimnis anvertraut.

    1. Ein_Moedlinger

      Wahlgeheimnis hin oder her – infolge Ihrer Argumentation können Sie nur „den einen“ Kandidaten gewählt haben, und nicht den anderen Primitivling mit der großen Klappe.

      Eine gute Wahl.

      1. Wiener Neudorfer

        Da wir beide offensichtlich nicht mehr die ganz Jüngsten sind, habe ich mir wirklich ehrliche Sorgen gemacht.

        Denn, abgesehen davon, dass manche Dispute ausgefochten werden, wünsche ich jedem Menschen nur alles Gute!

  5. h. deichwald

    Sehr geehrter Herr Janschka, können Sie mir bitte mitteilen, wo und ob die Wr. Neudorfer Sprengelergebnisse veröffentlicht werden?
    Vielen Dank!

  6. Herbert Janschka

    S.g. H. Deichwald, danke für den Hinweis. Ich werde die Sprengelergebnisse sofort am Freitag auf der Homepage der Marktgemeinde Wiener Neudorf „www.wiener-neudorf.gv.at“ veröffentlichen lassen. Eines vorweg: Wir hatten eine höhere Wahlbeteiligung in Wiener Neudorf, ziemlich gleich in allen Sprengeln. Ing. Hofer hatte nahezu dieselbe Stimmenanzahl in Wiener Neudorf gesamt und eigentlich auch in den einzelnen Sprengeln. Die höhere Wahlbeteiligung war demnach zugunsten von Prof. Van der Bellen.

  7. Oliver Woller

    Fox „so called NEWS“ würde ich auch 1:1 auf den ORF übertragen. Eine Frechheit dass ich den ORF überhaupt empfangen „kann“! 🙂

    Von der Wahl habe ich nicht viel mitbekommen. Bananenrepublik bleibt Bananenrepublik.
    Nun ist also ein neuer Max Mustermann unser Präsident… aha.
    Nach welcher Pfeife der wohl tanzen wird?

    Den Heinzi fand ich ganz gut, VDB und HOFER aber gleichermaßen total unpassend.

    Meine Wahlempfehlung lautet:
    „Ene, mene muh und raus bist du…“

    🙂

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