Flüchtlingsthema: Wir versuchen eine humanitäre Politik mit Augenmaß!

 

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Ein weiter, unsagbar beschwerlicher und gefährlicher Weg vom Kriegsgebiet nach Österreich – Wiener Neudorf

Knapp 60 Flüchtlinge, darunter etwa die Hälfte Kinder und Jugendliche, sind bereits in Wiener Neudorf bzw. sind die Voraussetzungen dafür derzeit in Planung. Untergebracht sind bzw. werden die Schutzsuchenden aus Syrien, Afghanistan und dem Irak in „kleineren“ Einrichtungen der Gemeinde, im privaten Umfeld, aber auch in Firmengebäuden.

Ohne das Engagement und die Hilfsbereitschaft von Privaten sowie Wiener Neudorfer Organisationen (Pfadfinder, Kirche, Freiwillige Feuerwehr) und Institutionen (SOS-Kinderdorf) wäre eine Hilfestellung in diesem Ausmaß nicht möglich. Die Gemeinde selbst kann keine Flüchtlinge betreuen. Sie kann helfen, organisieren, bereit stellen, unterstützen, Kindergarten-, Schul- und Hortplätze zur Verfügung stellen etc. Gerade jetzt renovieren auch Gemeindebedienstete in ihrer Freizeit eine bislang unbenützbare Wohnmöglichkeit in der Alten Volksschule.

Im Gemeinderat werden vielfältigste weitere Ideen diskutiert. Die Anschaffung von Containern, die Anmietung von Wohnungen, das Aufstellen eines 1,2-Millionen-teuren Fertigteil-Flüchtlingshauses, die Unterstützung von Privatpersonen, die Flüchtlinge bei sich zu hause aufnehmen …… Wir haben ein sogenanntes „Kernteam“ gebildet, das sich intensiv mit den einzelnen Vorschlägen befassen wird.

Es geht für mich um Humanität. Es geht um Barmherzigkeit. Es geht um Teilen. Es geht um Hilfe. Es geht aber auch darum, sich nur darauf einzulassen, was erfüllbar und möglich ist. Es geht auch darum, nicht das Augenmaß zu verlieren und es geht darum, sich nur darauf einzulassen, was auch nachhaltig bewältigbar ist. Bewältigbar, das sagen uns alle Profis auf diesem Gebiet, ist nur das, wofür auch eine Betreuung vorhanden und gewährleistet ist. Wohnraum ohne Betreuung zur Verfügung zu stellen ist kontraproduktiv. Ohne die Betreuung durch Familien, Privatpersonen oder Organisationen funktioniert Flüchtlingshilfe und mögliche Integration nicht.

Eine Millionen-Investition für ein großes Flüchtlingshaus, wie von einer Partei vorgeschlagen, ist menschlich betrachtet gut gemeint. Aber nachdem die Gemeinde das Geld nicht hat und die Ausgaben sowieso schon massiv gedrosselt wurden, müssten wir einnahmenseitig für eine Bedeckung sorgen. Das bedeutet, dass wir die Gemeindegebühren deutlich anheben müssten. Es wird viele geben, die möglicherweise für diesen Beitrag zu gewinnen sein werden. Aber es wird andererseits viele geben, die das nicht einsehen werden. Ich denke, wir sollten nichts tun, was bei diesem Thema kontrovers in der Bevölkerung diskutiert wird. Abgesehen davon, dass wir nicht wüssten, wie die Betreuung in einem größeren Flüchtlingshaus funktionieren sollte.

Wir werden als Gemeinde Wiener Neudorf unseren Beitrag leisten. Glücklicherweise haben wir auch viele freiwillige Personen und Organisationen, die an vorderster Stelle tätig geworden sind. Ihnen gebührt unsere aufrichtige Hochachtung. Wir werden als Gemeinde überall dort hilfreich zur Seite stehen, wo unsere Hilfe und Unterstützung gebraucht wird. Wir sollten uns aber nicht zu etwas hinreißen lassen, von dem wir im Vorfeld schon wissen, dass es für uns nicht bewältigbar ist. Das bringt der Sache nichts. Das bringt uns nichts. Das bringt den Flüchtlingen nichts.

7 Gedanken zu „Flüchtlingsthema: Wir versuchen eine humanitäre Politik mit Augenmaß!

  1. Wiener Neudorf

    Menschlichkeit und Hilfestellung in allen Ehren!
    Aber bitte ohne die Gemeinde in weitere Schulden zu stürzen! Wir haben bereits soviele Schulden gemacht, wo noch unsere Nachkommen dafür zahlen müssen!
    Mann muss sich auch eingestehen und akzeptieren wenn unsere Möglichkeiten nicht größer sind!
    Helfen ja, aber bitte nur in unseren Möglichkeiten!
    Statt Masse, lieber weniger, aber das mit Unterstützen!

  2. sascha träger

    JA NATÜRLICH machen wir das was wir können. Wir haben viel, können viel und genau so viel geben wir anderen, die gerade nicht so viel haben. So haben uns die Eltern erzogen, so haben wir es in der Schule gelernt, so hat es Herr Pfarrer immer gesagt und so fühlt es sich richtig an für Menschen.

    1. Wiener Neudorfer

      Bei allem Respekt, meinen Sie zum Beispiel den Herrn Pfarrer Holzer, der mich in der Volkschule mit leichten „Tachteln“ auf den Hinterkopf fürs Plaudern „belohnt“ hat? Übrigens der erste Mensch, der mich in meinem damals jungen Leben geschlagen hat?! Also kommen Sie nicht mit „was der „Herr“ Pfarrer immer gesagt hat“! Und um es klarzustellen, dafür gehe ich auch vors Gericht, wenn es notwendig ist! Ist aber eh schon alles verjährt!

  3. Martin

    Ja, dafür war Pfarrer H. sehr bekannt – diese Erfahrungen habe ich auch gemacht mit ihm — aber eines muss ich schon sagen Herr Träger hat nicht geschrieben welchen Pfarrer er meint, kann also auch ein anderer sein.

    1. Wiener Neudorfer

      Lieber Martin!

      Schön, oder besser nicht schön, nach all den Jahren einen alten Leidensgenossen zu treffen! So habe ich es nicht gemeint, deshalb habe ich ja „zum Beispiel“ geschrieben. Es gibt auch gute Seelsorger, speziell aus St. Gabriel kenne ich einige, wie zum Beispiel unseren neuen Pfarrer.

      Ich wollte nur zum Ausdruck bringen, dass man nicht unbedingt die Worte eines Geistlichen zu hoch einschätzen sollte!

      Liebe Grüße!

  4. Bettina

    Wo und wie kann man unseren neuen Mitbewohnern helfen? Gibt es Möglichkeiten, mit ihnen einen Deutschkurs bzw. Sprachcafe zu organisieren? Ich helfe seit dem Sommer in Traiskirchen und hätte auch Skripten für die Basics!

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