Wieviel Wahlwerbung darf/soll sein?

 

Eine Wiener Neudorferin hat sich bei den wahlwerbenden Gruppierungen – berechtigterweise – über die Menge an Papier (inklusive Steinen und CDs) in ihrem Briefkasten beschwert. Weil mir auch die Frage gestellt wurde, wie ich dazu stehe, möchte ich dieses Thema für meinen heutigen Blog-Beitrag aufnehmen.

Ich denke, dass jeder weiß, dass ich mich seit 25 Jahren sehr für die Umwelt einsetze und dass dies auch der Grund ist, weshalb ich Politik mache. Leider hat bei einer Wahlauseinandersetzung nur der/die-jenige eine Chance, der/die auch Wahlwerbung betreibt. Dazu gehören Aussendungen. Dazu gehören Werbegeschenke. Dazu gehören Standln. Dazu gehören Plakate. Wenn eine Gruppierung bei diesem Treiben nicht mitmacht, dann ist sie chancenlos. Ich selbst habe vor 10 Jahren (nach 5 Jahren Bürgermeisterzeit) auf eine Wahlwerbung weitestgehend verzichtet, weil ich die Meinung vertrat, die Menschen (Wähler/-innen) wissen, was ich getan habe und werden aufgrund dieses Wissens entscheiden. Nach der Wahl haben mich viele darauf angesprochen, dass ich mir der Sache wohl zu sicher war und es deshalb nicht der Mühe wert gefunden habe, einen entsprechenden Wahlkampf zu führen. Damals wurde ich heftig kritisiert, weil von meinem Team viel weniger Informationsmaterial kam als von den anderen. Wie man es macht, macht man es bekanntlich verkehrt!

Ein Wahlkampf unterliegt in einer Demokratie ganz bestimmten Regeln, die auch die Wähler/-innen eingehalten wissen wollen. Leider hat das auch mit einer Flut an Informationsmaterial zu tun. Der Vorteil ist, dass die verschiedenen Standpunkte und Ideen durch die Menge an Informationsmaterial bekannt sind – oder bekannt sein sollten. Dass schriftliche Informationen irgendwann im Müll landen, ist klar. Dass sie manchmal nicht gelesen werden, ist leider auch eine Tatsache. Glücklicherweise gibt es die Wiederverwertung – gerade was den Papiermüll betrifft. Da haben wir mehr Probleme, was Plastik, Alu und dergleichen anbelangt. Und wir haben beim Papier mehr Probleme mit den wöchentlichen Werbeaussendungen als mit den Wahlwerbungen, die ja glücklicherweise – bei Gemeinderatswahlen – nur alle 5 Jahre stattfinden.

Auch die Geldverplemperei wurde angesprochen: In unserer Gruppierung (nur für die kann ich sprechen und schreiben) wird die Wahlwerbung ausschließlich aus Spenden unserer Gemeinderäte bezahlt. Mittlerweile habe ich persönlich ganz sicher schon den Gegenwert einer mehrmonatigen Weltreise in Informationen und damit auch in die Wahlwerbung gesteckt. Natürlich hätte ich mit dem Geld diese Reise machen können oder mir ein viel, viel schöneres und besseres Auto als meinen Skoda kaufen können, oder meiner Frau ein Zweitauto, oder einen höheren Betrag für meine Pensionszeit zurücklegen können – aber ich gebe mein Geld halt lieber für Informationen an die Wiener Neudorfer/-innen aus. Vielleicht halten das einige für verfehlt. Aber da bin ich egoistisch: Ich halte das für richtiger!

Und natürlich wäre es besser, auf diese Menge von Wahlwerbung verzichten zu können. Vielleicht verfolgen in 10, 20 Jahren fast alle den Wahlkampf nur mehr über Internet und wir können auf Papier weitestgehend verzichten. Angeblich wissen 14 Tage vor einer Wahl ca. 70 % sowieso schon, welche Person oder welche Partei sie wählen werden. Diese 70 % brauchen eigentlich keine Wahlwerbung. Aber wer sind diese 70 %, die eigentlich nichts mehr im Postkasten brauchen? Und wer sind die 30 %, die noch Informationen brauchen, um eine Entscheidung zu treffen? Es wäre hilfreich, billiger und umweltschonender dies zu wissen. Aber leider!

2 Gedanken zu „Wieviel Wahlwerbung darf/soll sein?

  1. kopfgreifen

    man sollte sich mal überlegen für was du geld ausgeben willst. das werbematerial wird wenigstens nicht mit steuergeld gezahlt

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