Hat sich Peter Handke den Nobelpreis verdient?

In meiner knapp 6.000 Bücher zählenden Bibliothek gibt es auch ein paar „Handke-Bücher“, eingebettet zwischen den früheren Literaturpreisträgern Knut Hamsun und Gerhart Hauptmann. Aber in den letzten Jahrzehnten ist bei mir kein „Handke-Buch“ mehr dazu gekommen.

Antwort aus meiner Sicht: Ja! und Nein!

Österreich ist stolz. Einer von uns hat die wichtigste Literaturauszeichnung erhalten und das gibt uns als Nation auch eine gewisse Bestätigung der Bildung, des Kulturinteresses, des „Kultur-Könnens“. Aber vor allem im Ausland wird die literarische Seligsprechung sehr kontroversiell aufgenommen, bis hin zu Unterschriftenlisten an das Vergabekomitée für eine Rücknahme der Entscheidung.

Wenn man einem deutschsprachigen Schriftsteller den Literaturnobelpreis verleihen möchte, dann kommt man an Peter Handke nicht vorbei. Er prägt seit über 50 Jahren die Germanistik und den Deutschunterricht. Generationen von Schülerinnen und Schülern haben seine Werke gelesen bzw. lesen müssen. Handke ist ein Sprachvirtuose, einer, der Sätze schafft, die sonst keiner schafft. Einer, der mit dem Wort alles kann. So wie Marcel Hirscher mit dem Schi einzigartig durch die Torstangen kommt, so kommt Peter Handke einzigartig sprachlich durch seine Bücher, seine Theaterstücke, seine Erzählungen, wenn Sie so wollen: auch durch seine wortgewaltigen Provokationen.

Handkes Bücher waren auch mit ein Grund, weshalb ich mich mehr mit der Sprache zu beschäftigen begann, auch wenn mich andere, wie Rilke, Hesse, Celan, Zola, Sartre oder Camus mehr faszinierten.

Ich verstehe allerdings den entsetzten Aufschrei vieler, vor allem am Balkan. Persönlich habe ich diesen fast bedingungslosen Einsatz des Peter Handke für die Person des Slobodan Milosevic, was bis zu dessen Grabrede geführt hat, nie verstanden und nie begriffen. Diese von vielen so empfundene Verharmlosung der damaligen Kriegsverbrechen durch Peter Handke hatten für mich den Anschein, dass da irgendjemand dem für ihn „armen, von aller Welt verfolgten und angeprangerten“ Milosevic intellektuell zur Hilfe eilen musste. Und weil es niemand anderer tat, fühlte sich Handke dafür plötzlich irgendwie verpflichtet. So empfand ich es.

Es ist halt die Frage, ob es für den Literaturnobelpreis ausreicht, ein literarischer Sprachvirtuose zu sein, oder ob gerade bei Schriftstellern nicht auch dahinter geschaut werden muss. Deshalb: Ja! und Nein!.

Würde ich Peter Handke zu einem literarischen Abend nach Wiener Neudorf einladen? Eher nein!

3 Gedanken zu „Hat sich Peter Handke den Nobelpreis verdient?

  1. Andreas Pulpitel

    Es gibt ein ganz gutes Buch, eigentlich eine veröffentlichte Dissertation „Zum Politischen der Dramatik von Thomas Bernhard und Peter Handke“, da kann man den wirklich zornigen Bernhard herauslesen. Handkes Zorn halte ich -IMHO- für ein Stilmittel und aufgesetzt. To be discussed…?

  2. mladek romoi

    verdient? was heißt das? darum geht es gar nicht (oder hat es handke so gemeint – er dient dem volk) er hat wie jean paul sartre den nobelpreis abgelehnt..etc.. und dann doch mit „erleuchtendem“ waldspaziergang
    angenommen…so ändern sich meinungen und ansichten – warum?

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