Wer mich kennt, weiß das zu gut. Mir ist persönlich und politisch jeder Extremismus zuwider. Jeder Versuch der Spaltung der Gesellschaft, jede absurde Verschwörungstheorie, jedes politischmotivierte Religionsverständnis, jede absolutlinke und absolutrechte Radikalität, und zwar in Gedanken, Worten und Werken. Dieser offensichtliche Zerstörungstrip, auf dem sich die Menschheit gerade durch irrationale und abwegige politische Wahlentscheidungen und politische Handlungen, durch suizidales Verhalten im Umweltverständnis und vieles mehr befindet, müsste eigentlich zu einem globalen Umdenken führen. Tut es aber groteskerweise nicht. Irgendwie sind wir Menschen uns selbst in unserer Gesamtheit irrigerweise egal geworden.
Wir werden in Wiener Neudorf und aus unserem kleinen Ort heraus nichts oder bestenfalls wenig bewirken können. Aber wir wollen es wenigstens versuchen. Sowohl mit politischen Maßnahmen, als auch mit dem Setzen von Zeichen. Das war auch der Grund, weshalb wir vor wenigen Tagen einen neuen Literaturwettbewerb gemeinsam mit dem P.E.N.-Club (eine renommierte, anerkannte und respektierte Vereinigung von Autorinnen und Autoren) ins Leben gerufen haben, der an die Arbeiten der österreichischen Autorin und politischen Aktivistin gegen den Nationalsozialismus und rechten Radikalismus, Irene Harand, erinnert.
Ich weiß, dass dies für eine Gemeinde eher eine ungewöhnliche Maßnahme ist. Aber da ich mich in der Literaturszene ein wenig auskenne, glaube ich, dass es ein richtiges Zeichen ist, hoffentlich auch ein wichtiges. Schade nur, dass die SPÖ Wiener Neudorf als einzige Fraktion des Gemeinderates diese Initiative gegen den Radikalismus abgelehnt hat.
7.000 Euro Preisgeld für Lyrik-Beiträge
Die Ausschreibung richtet sich an begabte und erfahrene Autorinnen und Autoren des deutschsprachigen Raumes, die mindestens eine Publikation nachweisen können, die nicht im Selbstverlag erschienen ist. In den kommenden Jahren sollen abwechselnd die Gattungen Lyrik und Prosa von einer namhaften Jury bewertet werden. Begonnen wird heuer mit Lyrik zum für Irene Harand passenden Thema „Zivilcourage“.
Im ersten Jahr des Literaturpreises werden heuer drei Preise im Gesamtwert von 7.000 Euro ausgelobt. Eingereicht werden dürfen maximal drei Gedichte zum Thema „Zivilcourage“ im Zeitraum 1. Mai bis 30. Juni 2019. Der Preis wird im Rahmen der Irene-Harand-Matinee am Nationalfeiertag vergeben. Geht es nach den Initiatoren soll der Irene-Harand-Preis im Laufe der kommenden Jahre zu einem Höhepunkt der Österreichischen Literaturszene heranwachsen.
Mit Zivilcourage gegen Nationalsozialismus
Irene Harand verkörpert literarisches Schaffen, politisches Engagement und Zivilcourage, die 1938 zu einem Kopfgeld im heutigen Wert von über 400.000 Euro und zur öffentlichen Verbrennung ihrer Bücher führte. In ihr ist auch das Zusammenwirken zwischen Literatur und Politik in einer Person vereint. Das sind auch die Gründe, weshalb ich diese Namensgebung vorgeschlagen habe.
Die jeweiligen Literaturvereinigungen und Fachzeitschriften werden in den nächsten Tagen und Wochen ihre Mitglieder von den Details und Einreichbedingungen verständigen. Da die Einreichfrist am 1. Mai 2019 (bis 30. Juni 2019) beginnt, werden die Details in knapp einer Woche auch über die Webseite der Gemeinde: www.wiener-neudorf.gv.at abrufbar sein.