Kinder an die Macht



Eigentlich schon traurig, dass etliche politische Entscheidungsträger noch immer nicht begriffen haben, worum es wirklich geht. Ich bin im Augenblick enorm stolz und froh, dass Kinder und Jugendliche begriffen haben, dass sie ihre Zukunft nicht willenlos älteren Generationen anvertrauen dürfen, die sich lieber mit Rauchen und höheren Tempolimits beschäftigen und tatsächlich glauben, damit einen Beitrag für unsere Umwelt zu leisten. Und von denen manche glauben, weil in der Früh die Sonne aufgeht und es nach wie vor hin und wieder schneit, gäbe es keinen Klimawandel.

Es ist schön und traurig zugleich, dass das politische Establishment mahnende Worte einer 16jährigen bedarf, um auf einem Irrweg innezuhalten. Es ist wunderschön, dass die junge Generation über Staatsgrenzen hinaus begriffen hat, dass sie genau diesen Moment ausnützen muss. Und wenn irgendjemand bis jetzt noch Zweifel hatte, ob Menschen unter 18 überhaupt die Reife hätten, bei Wahlen mitentscheiden zu dürfen, dann ist dieser Beweis spätestens jetzt erbracht.

Ich bin immer wieder beeindruckt, mit welchen Themen, Vorstellungen und Wünschen Volksschulkinder im Rahmen ihres Heimatkunde-Unterrichts zu mir kommen. Da geht es bereits den unter 10jährigen mehr um Lebensqualität, Umwelt und Gesundheit für alle, als um profane Eigeninteressen. Da könn(t)en sich manche Erwachsene ein Beispiel nehmen.

Natürlich müssen in den Realität viele Aspekte berücksichtigt werden, die die Jugendlichen (noch) nicht kennen und abschätzen können. Und viele der Forderungen werden nicht oder nicht jetzt erfüllbar sein. Aber das Ziel und der Auftrag an uns Erwachsene muss klar sein: Bei allem was wir tun und entscheiden, haben wir absolut kein Recht und keine Berechtigung, unseren Planeten bis hinunter zum kleinsten Umfeld zu ruinieren und damit die Zukunft späterer Generationen zu gefährden.

Wenn nun gemeint wird, dass Demos natürlich gut wären, aber bitte außerhalb der Schulzeit, dann sehe ich das anders. Was hilft es den Kindern und Jugendlichen, wenn wir sie drinnen (aus)bilden, aber die Politik daran arbeitet, dass draußen nicht mehr gesund geatmet und gelebt werden kann?

In Wiener Neudorf werden wir unseren Beitrag im Kleinen leisten und den Weg der umweltbewussten Steigerung der Wohn- und Lebensqualität konsequent und unbeirrt weitergehen. Die Kritik am Ausbau der Fuß- und Radwege zulasten der Autostraßenbreiten muss ich aushalten. Ich glaube auch mit meiner Forderung nach einem restriktiven Mobilitätskonzept bei allen neuen Wohn- und Betriebsbauten richtig zu liegen – bis hin zur Anlage eines neuen Waldes. Dass der Ausbau des E-Car-Sharing-Netzes richtig ist, zeigt uns die zunehmende Auslastung. Und so weiter und so fort.

Ich hoffe, dass die jungen Generationen bei ihren Überzeugungen bleiben und weiterhin für diese eintreten und kämpfen und die derzeitigen Entscheidungsträger beeinflussen. Dann hat diese Erde wieder eine Chance.

4 Gedanken zu „Kinder an die Macht

  1. Peter RANNER

    Sg. Herr Bürgermeister!
    Ich denke, dass Sie eine falsche Sicht der Dinge haben. Grundsätzlich ist es ja lobenswert wenn Kinder und Jugendliche sich für die Umweltschutz und den Artenschutz einsetzen, aber ich sehe hier nur eine Aktion, um der Schule fern zu bleiben. Wenn alle, die an der Demonstration teilgenommen haben, diese Themen so ernst nehmen, dann müssten sie auf ihre Handys, Laptops, eigenen Fernseher etc. verzichten. Müssten die Eltern dazu anhalten, dass kein Zweitauto angeschafft wird, müssten öffentlich fahren oder zu Fuß zur Schule gehen etc., etc. Mir kommt dies alles genauso vor wie die Proteste gegen das Aufstellen von Handymasten oder den Ausbau von Landepisten für Flugzeuge, um nur zwei Beispiele zu nennen. Aber es zielt nur darauf ab, dass diese Objekte niemand in seiner Nähe haben will, aber alle wollen telefonieren und in den Urlaub fliegen!

    1. Hannelore Schmid

      Ich muss Ihnen teilweise leider recht geben. Dass die Jugendlichen demonstrieren um der Schule fern zu bleiben, glaube ich zwar nicht und grundsätzlich finde ich die Aktionen mehr als lobenswert, aber…
      Viele dieser Jugendlichen wurden von Kind an täglich von ihren Eltern in die Schule kutschiert, anschließend zu den div. Sport-, Musik- und sonstigen Kursen. Frühest möglich L 17, gleich eigenes Auto, Maturareise per Flugzeug, Wochendflüge um 9,00 Euro in europäische Städte, im Sommer Fernreisen etc., etc.
      Ich denke, dass da nicht nur wir Erwachsenen in die Pflicht genommen werden sollten. Was die Politik betrifft, ist auch klar, dass natürlich immer zwischen wirtschaftlichen Interessen und Umweltschutz abzuwägen ist. Ich finde, dass das Pendel da viel zu oft zu Gunsten der Wirtschaft ausschlägt. Die Bodenversiegelung in Österreich ist ungebremst. Laut einem Artikel im Profil vom 12.2.2019 könnte Österreich bis zum Jahr 2050 praktisch zugepflastert sein.

      1. Hannelore Schmid

        Gerade eben im ORF: Der VwGH hat die Bewilligung für den Bau der dritten Piste am Flughafen Schwechat bestätigt und die Einsprüche von Bürgerinitiativen und Anrainern abgewiesen.
        Ob der Bau der dritten Piste zur Vermeidung des Klimawandels untersagt werden müsste wurde folgendermaßen kommentiert: „Dahingehend wurde festgehalten, dass es zu kurz greife, einem Flughafen unter Hinweis auf den fortschreitenden globalen Klimawandel die Genehmigung zum Bau einer (weiteren) Piste zu verweigern, wenn der Ausstoß von Treibhausgasen im Flugverkehr insgesamt unverändert bleibt“.

        Na dann, meine lieben Kinder, was regen wir uns auf?? Die Landeshauptfrau von NÖ sieht das als guten und wichtigen Tag.

  2. Monika

    In Wiener Neudorf werden wir unseren Beitrag im Kleinen leisten und den Weg der umweltbewussten Steigerung der Wohn- und Lebensqualität konsequent und unbeirrt weitergehen.
    Dieser Satz gefällt uns sehr gut – aber vielleicht sollten Sie diese Lebensqualität am Reisenbauerring auch erhalten und verhindern, dass ständig Autos die Gehwege befahren.
    Hier wird leider absolut nichts unternommen.

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