Wiener Neudorf: Gymnasiumsidee und frühere Kammfabrik: Die Fakten!

An ein Gymnasium am früheren Kammfabrikgelände wurde zu keiner Zeit wirklich ernsthaft gedacht, zumal das Grundstück nie im Gemeindebesitz war.

Ich habe schon vor mehr als einem Jahr darüber berichtet, dass Bund und Land den Ausbau der bestehenden Gymnasialstandorte in Mödling Keimgasse und Perchtoldsdorf in Angriff nehmen wird. Es mussten nur die Budgetmittel endgültig bereitgestellt und ein Architektenwettbewerb durchgeführt werden. Nunmehr ist es offiziell: Das Mödlinger Gymnasium wird um 18 Klassen erweitert. Die Medien haben in den letzten Wochen ausführlich drüber berichtet. Von der SPÖ Wiener Neudorf wurde das immer dementiert und behauptet, dass ein Standort in Wiener Neudorf – und kein Ausbau des Mödlinger Gymnasiums – überlegt wird. Das hat nur insofern gestimmt, als von Bundesseite gehofft wurde, dass eine Gemeinde die finanzielle Last übernimmt und ein Gymnasium errichtet. Die geschätzten Kosten für einen Neubau in Wiener Neudorf würden ca. € 30 Millionen betragen.

  • Ich sehe überhaupt keine Veranlassung dazu, Kosten zu übernehmen, die der Bund tragen muss. Noch dazu haben wir keine 30 Millionen Euros und der Gemeinderat müsste für ein derartiges Projekt alle anderen Vorhaben einstellen, entweder den derzeitigen Schuldenstand nahezu verdoppeln oder sämtliche Gebühren drastisch erhöhen. Auch wenn die Möglichkeit besteht, dass ein Teil der Ausgaben vom Bund eventuell und möglicherweise irgendwann später übernommen wird – oder aber auch nicht. Definitiv steht dies erst fest, wenn der Schulbetrieb einige Jahre läuft. Tut mir leid, aber dieses Risiko kann und will ich nicht und kann auch die Gemeindeführung nicht eingehen. Und wenn die SPÖ ehrlich ist, dann wird auch sie zugeben, dass das keine ernsthafte Überlegung war, sondern nur ein vages Wahlversprechen bei der letzten Gemeinderatswahl mit der Hoffnung, damit den Bürgermeistersessel zu retten.
  • Persönlich halte ich einen 2 bis 3,5 Kilometer langen Schulweg (kommt darauf an, wo man in Wiener Neudorf wohnt) ins Mödlinger Gymnasium für zumutbar.
  • Das immer wieder ins Spiel gebrachte Grundstück der früheren Kammfabrik hat nie der Gemeinde gehört, sondern war immer im Privatbesitz und wurde, nachdem selbst Ex-Bgm. Wöhrleitner einen Ankauf dezidiert abgelehnt hat, vor über 2 Jahren vom Raiffeisen-Konzern angekauft. Die Vertreter des heutigen Grundeigentümers haben mir versichert, dass an keinen Schulbau, sondern an die Errichtung von Wohnungen gedacht wird. Gemäß einer angeblichen Zusicherung von Ex-Bgm. Wöhrleitner (Aussage Raiffeisen) will man dort bis zu 120 Wohnungen errichten. Diesbezügliche Unterlagen liegen dem Gemeindeamt allerdings nicht vor. Unser neues Generalverkehrskonzept spricht aufgrund der gegebenen Verkehrssituation von maximal 60 Wohnungen. Derzeit kann nicht gebaut werden, weil über das Grundstück eine Bausperre verhängt wurde.

Bei einer Pressekonferenz wurde vor wenigen Tagen „die Katze aus dem Sack gelassen“. Nähere Informationen über den Gymnasiumausbau sehen Sie auf der Webseite http://www.keimgasse.at

2 Gedanken zu „Wiener Neudorf: Gymnasiumsidee und frühere Kammfabrik: Die Fakten!

  1. karl

    Vielen Dank für diese Klarstellung! Ich habe diese ganze Werbekampagne immer als Wahlkampfschmäh empfunden.

  2. Wiener Neudorfer

    Ich bin in den 70ern ins BRG Keimgasse gegangen. Mit dem öffentlichen Bus überhaupt kein Problem. War eher ein Gefühl der unbeaufsichtigten Freiheit. Wenn wir Abenteuer erleben wollten, sind wir zu Fuß heimgegangen. War eine tolle Zeit.

    Schade, dass die Gemeinde das Gründstück nicht gekauft hat und darauf Ein- oder Zweifamilienhäuser zugelassen hat.

    Wenn man bedenkt, das jede Familie mit 2 Kindern, irgendwann oft 4 (!!) PKW`s ihr Eigen nennt, kann man abschätzen, was da dazu kommt.

    120 Wohnungen wären 120 bis, sagen wir mal 240 – 360 Autos geworden. In diesem Wohngebiet.

    Parkplatz wäre im Keller gewesen, aber nicht jeder fährt gerne in eine Tiefgarage. Aber alle Fahrzeuge wären zum Fahren verwendet worden.

    Mit 60 Wohnungen ist es halt die Hälfte.

    Den Siedlungswilligen kann man keinen Vorwurf machen, wobei es scheint, dass derzeit der Rest von Ö unbedingt in den Süden von Wien ziehen will.

    Aber wo blieb da über Jahrzehnte eine den alteingesessenen Einwohnern von WN wohlgesonnene Zuwanderungspolitik?

    Muß jedes kleine Dorf eine Metropole werden? Aber Ortskern haben wir keinen! Vielleicht wirds ja jetzt was!

    Keinen Bäcker, keinen kleinen Nahversorger, nur wenige Gaststätten, aber Einwohner, Einwohner und noch mehr Einwohner!

    Wer kann mir das vernünftig erklären? Ich will ja keine unanständigen Spekulationen anstellen, was der Grund für solches Vorgehen gewesen sein mag.

    Speziell in dieser, seit Kriegsende als eine der reichsten Gemeinden Ö`s bezeichneten Gemeinde?!

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