Archiv für den Monat: August 2015

Was tun mit den Flüchtlingen?

 

Es gibt derzeit in Wiener Neudorf zwei Themen, die kreuz und quer diskutiert werden. Das erste Thema betrifft das Schicksal von Vanessa Sahinovic. Diesbezüglich erhalte ich viele Nachrichten mit der Frage wie geholfen werden kann. Hier ersuche ich noch um ein wenig Geduld. Ich bin mit der Familie Sahinovic in Kontakt. Ich wurde gebeten, die Gespräche mit dem Olympischen Komitee, mit Aserbaidschan, mit dem Schwimmverband und anderen Organisationen abzuwarten und erhalte Bescheid, wann und wie es weitergehen kann.

Das zweite „große“ Diskussionsthema betrifft die Flüchtlinge. Bei diesem Thema erhalte ich äußert kontroversielle Mitteilungen. Die Bandbreite geht von „so viele wie möglich nach Wiener Neudorf holen, egal wohin“ bis „Bitte lassen Sie nicht zu, dass Flüchtlinge nach Wiener Neudorf kommen.“

Dieses Thema beschäftigt derzeit die Politik in allen Hierarchieebenen und ich behaupte, dass derzeit niemand eine wirkliche Antwort und eine Lösung für dieses brennende Thema hat, weder in Europa, noch in Österreich, noch in einem Bundesland, noch in einem Bezirk, noch in einer Gemeinde. Ansonsten würde es Zustände wie z.B. in Traiskirchen nicht geben. Wenn Sie sich die Weltnachrichten ansehen, dann haben aber viele Staaten leider ihr Traiskirchen.

Ich bin sehr dafür, dass es hier eine gemeinsame und abgesprochene Vorgehensweise – zumindest in Österreich gibt. An dieser wird gearbeitet, Über diese wird diskutiert. Und so weit es meine Kompetenz als Dorfbürgermeister zulässt beteilige ich mich auch an diesem Prozess.

Vorweg sind jetzt einmal das Innenministerium und die Landesregierungen gefragt. Dort muss eine Richtung festgelegt werden. Wenn ich höre, dass durchschnittlich 1.600 Flüchtlinge pro Woche derzeit in Österreich um Asyl ansuchen, dann sind das knapp 90.000 pro Jahr, falls die Werte so weitergehen wie bisher. Und das wird eher der Fall sein, denn niemand wird annehmen, dass in Syrien und Umgebung demnächst wieder Friede herrschen wird. Also werden wir diese Asylsuchenden nicht zurückweisen. Wenn diese 90.000 Asylanten, die ja auch teilweise alleine kommen, die Familien nachholen, dann sprechen wir wahrscheinlich mittelfristig von knapp 250.000 Asylanten pro Jahr, Fachleute sogar von über 300.000.

Ich denke, dass bei der Bewältigung dieses Themas nicht irgendeine politische Weltanschauung oder das Schielen nach möglichen damit verbundenen Wählerstromsituationen im Vordergrund stehen darf, sondern unsere Werte nach Solidarität und Menschlichkeit. Trotzdem muss neben all diesem auch die Machbarkeit stehen. Politische Entscheidungen sollten nicht nur für den Moment ausschlaggebend sein und nicht nur als Schlagzeile in irgendeiner Zeitung dienen, sondern politische Entscheidungen sollen vor allem nachhaltig richtig sein.

Was heißt das für Wiener Neudorf? Wenn ich die Ziffer 250.000 durch die 2.354 Gemeinden dividiere, dann komme ich auf knapp 100 Asylanten pro Gemeinde. Wenn ich den Gesamtbevölkerungsschlüssel hernehme (also ca. 3 %), dann komme ich in Wiener Neudorf auf knapp 250 bis 270 Asylanten.

Persönlich glaube ich jedoch, dass dieses Thema nicht durch eine mathematische Formel lösbar sein wird. Dazu braucht es Gebäude, die auch mittelfristig zur Verfügung stehen und die vor allem auch geeignet sind. Derartige Gebäude, wie Kasernen etc., stehen für gewöhnlich im Eigentum des Bundes oder eines Landes. Also wird sich der Fokus eher auf diese Gemeinden richten (müssen). Wiener Neudorf hat kein derartiges zur Verfügung stehendes Gebäude. Was aber nicht heißen kann und darf, dass wir uns jetzt nur deswegen bequem aus der Diskussion heraushalten.

Was ich ganz sicher nicht tun werde, ist, dem Innenministerium anzubieten, dass wir Plätze (Alter Sportplatz, Rathauspark, Klosterpark …) haben, wo neue Zeltstädte oder Containerdörfer entstehen könnten. Ich werde – bitte um Verständnis – auch die Ideen, anderweitige Räumlichkeiten wie die Alte Feuerwehr zu verwenden – nicht weiterverfolgen lassen. Erstens weil diese Räumlichkeiten hinsichtlich sanitärer Einrichtungen etc. nicht geeignet sind und weil ich zweitens benutzte Räumlichkeiten nicht einfach leerräumen lassen kann. Aber trotzdem bin ich über jeden Hinweis dankbar, über den wir nachdenken können.

Wiener Neudorf wird diesbezüglich eher in kleinen Einheiten helfen können. Wir haben bereits Ideen, über die ich noch nicht sprechen kann, weil es noch Fragen gibt, die wir vorher intern bzw. mit Organisationen abklären müssen. Ich kann mir auch vorstellen, Wiener Neudorfer/-innen, die bereit sind, Asylanten bei sich zuhause aufzunehmen, zusätzlich zu den Tagsätzen finanziell zu unterstützen. Auch das müssen wir noch eingehend besprechen. Bei aller Notwendigkeit, unser Budget zu sanieren, werden wir hier ganz sicher Möglichkeiten der Finanzierung finden.

Weil die an mich gerichteten Nachrichten bei diesem Thema immer mehr werden, habe ich es für richtig gehalten, Sie auf diesem Weg umgehend zu informieren. Ja, es ist Thema – auch in Wiener Neudorf. Ja, die Gemeindeverantwortlichen sind dran. Ja, Wiener Neudorf wird selbstverständlich einen Beitrag leisten (welchen, das müssen wir noch intern diskutieren bzw. abwarten, welche Lösungen Bund und Land vorschlagen).

Urlaub aus – ich bin wieder da!

 

Am  Weissfluhgipfel

Schweiz, Graubünden: Vom Gipfel des Weissfluh ein gigantischer Blick auf die Schweizer Bergwelt

10 Tage Wanderurlaub in den Schweizer Bergen im Kanton Graubünden haben meine Lunge wieder feinstaubfrei gemacht. Bei den täglichen stundenlangen Märschen habe ich über vieles nachdenken können, habe ich über vieles reflektieren dürfen und mir über vieles Klarheit verschafft. Urlaub mit mir ist wahrscheinlich nicht einfach. Faulenzen, die Seele baumeln lassen, im Liegestuhl liegen oder dergleichen ist nicht meines. Nach einem Urlaubstag mit mir fällt man normalerweise nach dem Abendessen völlig erledigt ins Bett. Meine Frau hat sich in den letzten Jahrzehnten daran gewöhnt, dass sie nach einem gemeinsamen Urlaub ein paar Zusatztage Urlaub vom Urlaub braucht.

Ich habe nur die wichtigsten und dringendsten Entscheidungen der Gemeindeverwaltung per E-Mail zwischendurch erledigt – soferne ich eine Verbindung hatte. Alles andere werde ich in den nächsten Tagen nachholen.

Ich bitte um Verständnis, dass deshalb viele E-Mails und Anrufe unbeantwortet geblieben sind. Ich bin bemüht, alle Ihre Anfragen und Anregungen binnen einer Woche zu erledigen. Die allermeisten Reaktionen betreffen den Unfall unserer Venessa Sahinovic. Insgesamt über 11.600 Zugriffe hatte mein diesbezüglicher Blogeintrag – und viele wollen helfen.

Ich werde in den nächsten Tagen sowohl mit Familie Sahinovic als auch mit dem Österreichischen Olympischen Komitee die nächsten Schritte besprechen und Sie danach ausführlich informieren.

So schön die Schweiz als Land ist, so schön ist es wieder zuhause zu sein.

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Am kommenden Sonntag: Kirtag in Wiener Neudorf

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Wiener Neudorf: Ab heuer gibt es wieder den Kirtag

Viele erinnern sich noch mit Entsetzen an den letztjährigen Kirtag. Knapp nachdem die „Standler“ ihre Stände aufgebaut hatten, wurde von Herrn Wöhrleitner die Polizei gerufen und der Kirtag am Eumigweg wurde umgehend entfernt. Warum, das weiß bis heute niemand.

Natürlich weiß ich, dass sich manche Tradition ein wenig überlebt hat und dass manches im Jahr 2015 anders gesehen wird als noch vor 20, 30 Jahren. Ich persönlich bin ein Fan von Kirtagen. Da kommt auch Nostalgie bei mir auf und ich erinnere mich dabei gerne an meine Kinder- und Jugendzeit der 60er- und 70erJahre. Selbstverständlich hatte damals ein Kirtag einen anderen Stellenwert als heute, auch weil die Katholische Kirche damals noch einen anderen Stellenwert hatte als heute. Der Kirtag in einem Ort fällt bekanntlich mit dem Patronatstag der jeweiligen Pfarrkirche zusammen.

Unsere Pfarrkirche ist „Santa Maria ad Nives“ (zu deutsch: Maria Schnee) gewidmet. Gemäß der Legende geht der Bau dieser Kirche auf das Schneewunder von Rom zurück. Die Madonna soll in der Nacht auf den 5. August 358 einem römischen Bürger und seiner Frau erschienen sein und ihnen versprochen haben, dass ihr sehnlichster Wunsch nach einem Kind in Erfüllung gehe, wenn ihr zu Ehren eine Kirche errichtet werde, wo am nächsten Morgen Schnee liege. Und dies soll dann erstmalig und seither auch letztmalig in Rom am 5. August am Esquilinhügel der Fall gewesen sein. Das Kind kam tatsächlich 9 Monate später zur Welt und Papst Liberius löste das Versprechen des römischen Bürgers ein und begründete das Fest „Maria Schnee“.

Auch unsere Pfarrkirche wurde nach dieser Legende benannt und so findet unser Kirtag Anfang August statt. Weil der 5. August auf einen Mittwoch fällt und da mit Sicherheit nicht so viele Zeit haben, wurde der Kirtag einfach auf den nächstfolgenden Sonntag verschoben. Schneien, so viel steht schon heute fest, wird es zumindest in Wiener Neudorf nicht. Hoffentlich auch nicht regnen.

Zurück zu meinen Jugenderinnerungen und zur Tradition: Als Mödlinger war es für mich alljährlich „Pflicht“ zum Kirtag nach Wiener Neudorf zu kommen. Und der war nicht am Eumigweg (den gab es damals in der heutigen Form auch noch gar nicht), der war in der Parkstraße. Und genau dort wird auch der heurige Kirtag wieder stattfinden.