Zugelegt und trotzdem 1 Mandat verloren! Wie ist das möglich?

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Einige wollen wissen, wie es möglich ist, dass man gegenüber der letzten Wahl zulegt – in unserem Fall von 33,4 % auf 34,0 % der gültigen Stimmen – und trotzdem 1 Mandat verliert.

Das hat in erster Linie mit den Nichtwählern zu tun. Je mehr Nichtwähler, desto mehr wird die stimmenstärkste Fraktion – in unserem Fall die SPÖ – bevorzugt. Da es bei dieser Wahl deutlich mehr Nichtwähler gab, hat dies dazu geführt, dass wir trotz Steigerung gegenüber der letzten Wahl im Jahre 2010 1 Mandat verloren haben. Nutznießer war die SPÖ, die damit von 17 Mandaten nicht auf 14, sondern auf 15 Mandate fiel. Darüber hinaus begünstigt das geltende Wahlverfahren (nach dem belgischen Juristen Victor D’Hondt) immer die stimmenstärkste Fraktion gegenüber den anderen.

Noch einmal das offizielle Endergebnis:

SPÖ:  43,2 % – 15 Gemeinderatssitze (vorher: 48,4 % – 17 Sitze)
ÖVP:  34,0 % – 11 Gemeinderatssitze (vorher: 33,4 % – 12 Sitze)
UFO:  14,6 % –   5 Gemeinderatssitze (vorher: 10,8 % –   3 Sitze)
FPÖ:     8,2 % –   2 Gemeinderatssitze (vorher:   4,6 % –   1 Sitz)

Während wir für 1 Mandat 164 Stimmen brauchen, reichen der SPÖ 152 Stimmen. Das sind die Auswirkungen des sogenannten „D’Hondtschen Verfahrens“, das vor 130 Jahren erdacht und danach in vielen Ländern eingesetzt wurde. Mittlerweile wurde diese Berechnungsmethode bereits vielfach durch gerechtere Systeme ersetzt.

(Das Foto wurde uns freundlicherweise von NÖN-Redakteur Karl Stiefel zur Verfügung gestellt und zeigt uns knapp nach Bekanntgabe des Wahlergebnisses. Natürlich schmerz der eigenartige Verlust des 12. Mandates, aber sichtlich überwiegt die Freude über das Brechen der SPÖ-Absoluten.)

 

2 Gedanken zu „Zugelegt und trotzdem 1 Mandat verloren! Wie ist das möglich?

  1. N. S.

    Lieber Herr Janschka,

    ich gebe Ihnen absolut Recht, daß das D´Hondtsche Näherungsverfahren in diesem aktuellen Fall die SPÖ bevorzugt. Die ÖVP war aber nicht so sehr der benachteiligte, sondern am ehesten hat es wohl die FPÖ getroffen.

    Eine gerechtere Mandatverteilung in Wiener Neudorf wäre:
    SPÖ 14, ÖVP 11, UFO 5, FPÖ 3.

    Letzten Endes liegt es an den Parteien ÖVP UND SPÖ, daß vielerorts, in vielen Institutionen und Körperschaften, das Wahlrecht so gestaltet ist, daß Stimmen für große Parteien mehr wert sind als Stimmen für kleinere Parteien.

    Nichtsdestotrotz, machen Sie bitte das beste aus der Situation. Engagieren Sie sich bitte weiterhin gemeinsam mit anderen KONSTRUKTIVEN Parteien für unseren Ort.

    An dieser Stelle Ihnen sowie Ihren Kolleginnen und Kollegen vielen Dank, daß Sie Ihre Freizeit opfern und für unseren Ort arbeiten.

    Liebe Grüße

  2. Herbert Janschka

    Sie haben vollkommen recht – nach dem „Hamilton-Verfahren“ bzw. nach einem absolut gerechten Prozentaufteilungsverfahren (mit Auf- und Abrundungen) wäre die Mandatsverteilung wohl so, wie Sie anführen. Ich wollte nur die Fragen, die diesbezüglich an mich gerichtet waren, erklärend beantworten. Das bei uns gültige Wahlverfahren wurde ja auch schon in vielen Ländern genau aus dem von Ihnen beschriebenen Grund durch ein gerechteres System ersetzt. Ich wäre da stark dafür.

    Vielen Dank für ihre aufbauenden Worte.

    Die Situation ist wie sie ist. Nachdem die Wiener Neudorfer sich für dieses Ergebnis insgesamt entschieden haben, ist es ein gutes. Und ich halte es auch für eines, aus dem etwas Konstruktives werden kann.

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