Michael Spindelegger tritt zurück: Ich versteh’s!

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Der Rücktritt von Michael Spindelegger als Vizekanzler, Finanzminister und ÖVP-Obmannes hat keinen Neudorf-Bezug – oder … ? Unlängst gab es einen sportlichen Charity-Vergleichskampf zwischen ihm und meinem Freund, Tennispartner und Fraktionskollegen Michael Gnauer. Da wird der Michael Gnauer doch dem Herrn Vizekanzler nicht …. oder doch ….? Ich muss ihn unbedingt noch heute fragen …..!

Spaß beiseite, weil lustig ist die Situation eigentlich nicht. Ich versteh den Rücktritt von Michael Spindelegger und er kommt für mich auch nicht überraschend, wenngleich ich am 26. August nicht unbedingt damit gerechnet habe. Eine  Position gegen einen politischen Mitbewerber einzunehmen und sie auch durchzufechten ist Aufgabe eines Politikers und das muss ein Politiker auch können. Einer, der nicht imstande ist, auch Gegenpositionen einzunehmen und auch dafür vehement einzutreten, ist falsch am Platz. Jemand, der in die Politik geht, um „everybody’s darling“ zu werden, wird alsbald scheitern. Aber seine Meinung und Ansicht gegen den politischen Mitbewerber und gleichzeitig das eigene Team zu behaupten, das kann nie und nimmer gut gehen.

Und wenn ein Teamleader die Gefolgschaft seines Teams verliert, dann gibt es nur zwei Möglichkeiten: Entweder er sucht sich ein neues Team, das seine Ansichten und Ideen teilt – oder er gibt die Position des Teamleaders auf. In diesem Sinne hat sich Michael Spindelegger aus meiner Sicht für das Richtige entschieden.

Ich kann seinen Schritt sehr gut nachvollziehen. Mir ging es nach dem Verlust des Bürgermeisteramtes im Jahr 2005 ähnlich. Auch ich hatte das Gefühl, das Vertrauen eines Großteils meines damaligen Teams „UFO – Umweltforum Wiener Neudorf“ verloren zu haben und sah keine Möglichkeit, es wieder zurück zu gewinnen. In solch einem Augenblick muss man das Ruder weitergeben und dann muss ein anderer die Schlagzahl vorgeben.

Ich denke, dass Michael Spindelegger mit seinem Rücktritt seiner politischen Bewegung und seiner politischen Heimat einen großen Dienst erwiesen hat. Sie hat jetzt die Möglichkeit sich neu zu positionieren und neu auszurichten. Ich wünsche der ÖVP und hoffe für die ÖVP, dass Reinhold Mitterlehner dies schafft.

Persönlich hätte ich mir ein anderes Ergebnis des Parteivorstandes gewünscht. Reinhold Mitterlehner ist für mich der richtige Mann als neuer Vizekanzler. Ich halte es auch für gescheit, dass er sich nebenbei nicht das Finanzministerium antut. Denn „nebenbei“ sollte man solche wichtigen Aufgaben nicht übernehmen. Das kann nicht funktionieren und kann auch „draußen“ nicht verstanden werden. Als ÖVP-Obmann hätte ich mir jemand gewünscht, der in der Partei an vorderster Front den Ton, den Stil und die Richtung vorgibt. Und da kann man im Westen von Österreich so laut aufjaulen wie man will, aber für mich gibt es da derzeit nur einen Namen: Erwin Pröll. Ich hätte mir gewünscht, dass Erwin Pröll für einen abgesteckten Zeitraum von – sagen wir – 2 Jahren die Parteiführung übernimmt, die Partei organisatorisch auf Vordermann bringt, der ÖVP wieder die notwendigen Ecken und Kanten schleift und vor allem wieder eine Hoffnung auf eine bessere Zukunft.

Ich denke, man muss zur Kenntnis nehmen, dass es Persönlichkeiten gibt, die bei der Bevölkerung ankommen oder nicht, die das gewisse Etwas haben oder nicht, die gewisse Fähigkeit für gewisse Positionen haben oder nicht. Ich denke, man muss zur Kenntnis nehmen, dass man auch für absolute politische Führungspositionen gewisse Fähigkeiten und das gewisse Etwas braucht. Das hat man oder man hat es nicht. Das kann man nicht lernen – auch nicht in Parteiakademien. Michael Spindelegger hat viele Fähigkeiten, das hat er bewiesen, aber er hatte nie das gewisse Etwas, um als ÖVP-Bundesparteiobmann in den eigenen Reihen und – noch wichtiger – bei den Wähler/innen zu reüssieren. Erwin Pröll hat es. Sebastian Kurz hat es übrigens auch. Das ist ein Talent, das sind genetische Voraussetzungen, die eine(r) hat, ein(e) andere(r) nicht. Das mag für einige ungerecht erscheinen, die halt andere Vorzüge haben, aber nicht diese. That’s life!

In jedem Fall hat Michael Spindelegger jetzt vielleicht mehr Zeit auf den Tennisplatz zu gehen!